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Dinner-Boxen in Hamburg – aber die WM kommt zurück

„Boxen kommt wieder zurück nach Hamburg!“ Und zwar mit einer WM! So verkündete das ganz groß ein Sprecher, der auf diese Aufgabe sehr stolz ist. Am vergangenem WE jedoch, gab es erst einmal einen Vorgeschmack, sozusagen auf das, was uns erwarten wird. In edler Dinner-Atmosphäre um den Ring, schauten sich Geladene und Ticket-Platzkäufer gute Kämpfe bis zum Hauptkampf an, der erst nach 23:00 begann. 

Das habe ich so auch noch nie gesehen: In einem eher festlichen Rahmen (es wurde an den ca. 60 Dinner-Tischen Ochse am Spieß, dazu Wasser und Wein gereicht) sahen rund 5.500 Zuschauer beim EC Boxing-Event internationale Titelkämpfe der Extra-Klasse, das in der Barclycard Arena, die teilweise durch Abhängungen kleiner gemacht wurde, um eine überschaulichere Show-Arena zu schaffen. Mit Halbschwergewichtler Igor Mikhalkin (Russland) kann sich das Team von EC Boxing jetzt über seinen ersten Weltmeister freuen. In einem mitreißenden Duell bezwang der neue IBO-Titelträger den bis dato ungeschlagenen Südafrikaner Thomas Oosthuizen einstimmig nach Punkten (118:109, 118:110 und 118:110). Mikhalkin führte den Kampf von der Ringmitte aus, jagte seinen Gegner mit pfeilschnellen Kombinationen. Oosthuizen, bekannt als Puncher, fand kein Rezept um den ECB-Boxer gefährlich zu werden. Mikhalkin hielt das Tempo hoch und dominierte die letzten Runden. Einige Male wankte der Südafrikaner, doch er fiel nicht. Insgesamt ein Box-Leckerbissen für die Freunde des edlen Faustkampfes. „Wer Tommy Gun so klar schlägt, kann es mit jeden Halbschwergewichtler der Welt aufnehmen. Wir werden noch viel Freunde an Igor haben“, lobte Erol Ceylan seinen Schützling, der 20 von 21 Profikämpfen siegreich bestritt.

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Im Hauptkampf des Abends besiegte Mario Daser den Briten Ola Afolabi und sicherte sich den IBO International-Titel und die WBO-EM. Der in Santa Monica (Kalifornien) lebend Brite war ein Schatten früherer Glanztage. Mit einigen Übergewicht angereist musste er beim Wiegen am Vortag noch rund 1,8 kg „abkochen“ um das Cruisergewichtslimit von 90,7 kg zu erreichen. Völligaußer Form geriet Afolabi schnell in die Defensive. In Runde 3 zwang ein Körpertreffer Afolabi auf die Bretter. In der Folge warf die Ecke nach 2:00 Minuten das Handtuch. „Mit einer solchen Leistung macht es keinen Sinn für mich weiterzumachen“, erklärte der über sich selbst enttäuschte frühere Champion. Auch Promoter Erol Ceylan zeigte sich von der Leistung Afolabis maßlos enttäuscht. „Sich so in einem Titelkampf zu präsentieren ist inakzeptabel.“

Was neu für mich war, dürften die extravaganten Show-Einlagen der Tänzer und „Nummerngirls“ gewesen sein. Ich frage mich allen ernstes, woher diese Welle nach Deutschland geschwappt ist. Entgegen aller Klassiker (Eine Nummer wird in die Höhe gehalten und das war´s), sprangen Breakdancer und Cheerleader gleich mehrfach in den Ring, um das Publikum für die nächste Runde anzufeuern. Witzig gemacht, denn das Ganze hatte so den Charakter (fast) eine Baseballspieles.