FFHH´19 – Das große Finale mit krassem Abschlussfilm

Shocking, wunderschön und überraschend – Das FFHH´19 (Filmfest Hamburg 2019) ist mit krassem Abschlussfilm zu Ende gegangen. Große Stars gab es dieses Mal nicht. Oder doch? Meine persönlichen Highlights habe ich in meiner Abschluss-Doku hier noch einmal zusammengefasst:

Wenn der Film startete (Unterstützer FFHH´19), dann war Filmfest-Zeit! Zehn Tage lang („45 000 Besucher, 2000 mehr, als im Vorjahr“, so die Pressestelle) schwammen wir im Paradies der Traumfabriken, die uns wahre Dramen, Dokus und Spieltitel zeigten.
Red Carpet´s und Regisseure ohne Ende – ICH habe mir täglich jeweils ein Highlight herausgesucht, den Roten Teppich besucht und anschließend gleich in den Kinos gecheckt, was die (nicht nur französischen) Macher da fabriziert haben. Dazu gab es kleine und große Überraschungen, Schockmomente und Glücksgefühle, die zu verarbeiten waren. Aber lest einmal selbst, was wir erlebten.

Filmfest Hamburg 2019. Lav Diaz und Redakteur Jörn Ehrenheim im Talk.

Der Abschlussfilm

Die Qualität der Filme war wieder außerordentlich und weltklasse gut.
Zu SORRY WE MISSED YOU sendete der Regisseur Ken Loach eine Grußbotschaft vor Beginn des Abschlussfilmes auf die Leinwand.
Was er uns dann gezeigt hat, ist dieses englische Drama, welches uns mit einem offenen Ende, einfach zu vielen Fragen zurücklässt. Wie kann er nur!? Was eine Familie in England mit einem pubertären Teenie durchmachen muss und gleichzeitig wahnsinnige (Über)Anstrengungen über sich ergehen lässt, um mega schlecht bezahlte Jobs, mit 14 Stunden Tagen behalten zu können, ist sowas von unmenschlich, dass es schon weh tut…
Echt krasse Alltags-Momentaufnahme!

FFHH´19 Eröffnung – Hauptdarstellerin Doria Tillier und Regisseur und Drehbuchautor Nicolas Bedos verzauberten ganz Hamburg. 

Meine persönlichen FFHH-Highlights

Alleine die Eröffnung mit DIE SCHÖNSTE ZEIT UNSERES LEBENS war wunderbar zum Start ausgesucht und eine tolle Komödie um die Liebe und das niemals Stehenbleiben, was Neuerungen und Veränderungen in und auf der Erde betreffen. Auf der After Show-Party ließen sich der Regisseur und die Hauptdarstellerin Doria Tillier blicken.
Wohlfühl-Kino!
Apropos: Liebe. Das PORTRAIT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN (so der deutsche Titel) zeigte ja wohl soviel Gefühl, was die Cinema´s der Welt wahrscheinlich so intensiv noch nie gesehen haben. Da schien es ja fast, als würden einige Frauen im Saal in Ohnmacht fallen, so sehr sprühte es an Energie. Frankreich schickte dazu noch seine Super-Stars und wirklich schönsten Argumente auf den Red Carpet, nämlich (in Deutschland übrigens völlig unbekannt) Noémie Marchant und Adèle Haenel. Wow.
Wahnsinn!

Red Carpet zu PORTRAIT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN. Frankreich schickte Noémie MarchantAdèle Haenel und Regisseurin Céline Sciamma

Zu LAV DIAZ muss man festes und gut trainiertes Sitzfleisch mitbringen oder lieber gleich auf einen Platz verzichten, denn mit 279 Minuten Länge zeigte der Philippiner eher einer seiner kürzeren Werke. Jedenfalls stand er uns Rede und Antwort zu seinem THE HALT, den er im Metropolis präsentierte.
Für Nimmersättler.

Geschockt hat mich eine richtig coole Story, die wieder einmal die Ost-Zone zu erzählen hatte, nämlich in KRANKE GESCHÄFTE. Da geht´s um Medikamenten-Studien, die ohne das Wissen der Protagonisten vorgenommen wurden. Erinnerungen an das Ende der 80-er Jahre, die Gegenkonzerte ´88 in Ost-Berlin und Depeche Mode wurden so wieder verdammt wach, weil letztere Band eine wichtige Nebenrolle in diesem Stasi-Film spielt.
Echt sehenswert!

FFHH´19 – ALI, Alina Serban spielt die Hauptrolle in GIPSY QUEEN

Vom Hocker riss das Drum und Dran und natürlich das Samstagsabend-Highlight von GIPSY QUEEN, der ja überwiegend in Hamburg gedreht wurde und eine echte Roma als Hauptdarstellerin arrangierte. Sie bedankte sich mit Tränen in den Augen und beeindruckenden Worten bei allen, die sie entdeckt und gefördert haben, für diese einmalige Chance, die ihr gegeben wurde…
Ein fucking Muss!

Regisseurin mit Darsteller Jörg Schüttauf, der einen Stasi-Offizier im Ost-Zonen-Drama KRANKE GESCHÄFTE spielt.

Hat das Kino Zukunft?

Ein großes Diskussionsthema, im Festivalzelt vor dem Abaton, war der Versuch im Rahmen einer Explorer Konferenz, die Frage nach der Zukunft des Kinos zu klären, weil nicht zuletzt der teilweise vorhergesagte und allgemeine Zuschauerrückgang, im Jahr 2018 um wahnsinnige 15,5%, viele ein wenig nervös machte. Wie will da gegengesteuert werden? Angeregt wurde zum Beispiel, dass die Stadt zu wenig Werbung für das Filmfest mache, und vielleicht sowas wie Wegweiser aufstellen könne, wo sich doch die Kinos befinden müssten. Denn Statistiken würden zeigen, dass es bekannt sei, was ungefähr 30% der Wegbleiber machen, sich nämlich bei Streamingdiensten, wie Netflix bedienen. Aus Bequemlichkeit? Von den restlichen 70% wisse man nicht, wie man sie analysieren, erreichen solle…
Ich kann noch dazu ergänzen, dass man solche Schachteln, wie das Abaton endlich abreißen soll, weil solche Altbacken-Lichtspielhäuser mit überwiegend schlechtem Service keiner mehr braucht. Jetzt haben wir das IMAX oder ASTOR, was Maßstäbe setzt!!

FFHH19 – Das Finale und die Gewinner.

Danke, FFHH´19

Ich hätte noch einige Tage länger nach Produktionen schauen können. Doch jetzt ist das 27. Filmfest wieder vorbei. Es bleibt sich mündlich, sowie schriftlich bei dem diesjährigen Presse-Team zu bedanken, die mir verdammt viel ermöglichten. Wir freuen uns auf das nächste Jahr, in der Hoffnung, dass es wieder eine Steigerung geben könnte, was Stars und Sternchen betreffen…