FFHH´19 – Welt-Premiere Gipsy Queen toucht gewaltig

FFHH´19. 144 Filme, 55 Länder, fünf Kinos: Täglich bin ich auf dem Filmfest unterwegs, um neue Movies zu entdecken, Interviews zu führen und Regisseure, Produktionen zu sehen, die vielleicht nie einen Verleiher finden…

Filmfest Hamburg hatte sein nächstes Highlight:

Gipsy Queen

Vergangenen Samstag suchte ich mir einen Film aus, der die meiste Zeit in Hamburg, auf dem Kiez gedreht wurde. Ein berührendes Drama, das zeigt, was das Zerbrechen von Familien bewirken, ja, wie es nicht vorhersehbare Wege einschlagen kann.

Die Hauptdarstellerin, Alina Șerban, als Putzkraft aus Rumänien kommend, von ihrem Vater zuvor verstoßen und von Tobias Moretti (Tanne) in der Hamburger Kiez-Ritze, hart trainiert worden – Alina, eine Schauspielerin, die auch Boxen kann, wurde über die Suchmaschine Google gefunden, so zum Casting eingeladen und schnell war klar, dass sie genau die eine sein wird, die den Zuschlag bekommen sollte.

Nach der so schönen Premiere, spielte sie ihre private, eigene Rolle, direkt nach der Welt-Premiere am sehr späten Samstagabend, die sie in das Micro weinte: „Danke, dass ihr mir, einer Roma, diese Chance gegeben habt. Das hier, das ist viel mehr als ein Film! Und dann zeigt ihr ihn auf so einem großen Screen, im CinemaxX 1. Ich danke Euch so sehr… Und jetzt lasst uns feiern!“

Regisseur Hüseyin Tabak auf dem FFHH´19 zur Welt-Premiere von Gipsy Queen. 

Und das taten wir, mit Wüstenfilm.

Gipsy Queen hat das ganze Kino 1 fast ausverkauft. Minuntenlang applaudierte das Publikum, als der Abspann lief und weiter danach, weil es während einiger Filmszenen schon laut jubelte, herzhaft mitlachte und sehr viel Spaß beim schauen hatte. „Jetzt gilt es, dieses Thema auch in die Kinos zu bringen…“, so Hüseyin Tabak.

FFHH´19 – ALI, die Hauptrolle, gespielt von Alina Șerban

Dieses hautnahe Erlebnis, also wieder einmal dabei zu sein, wenn diese Geschichte geschrieben wird, machte mich sprachlos. Der Regisseur, Hüseyin Tabak, war dagegen alles andere als still. Er bat den ganzen Stab auf die Bühne: „Auch auf die Gefahr hin, dass gleich das halbe Kino aufstehen muss – kommt alle auf die Bühne…“ Super Klatscher bekam Tobias Moretti, der so geil und locker diesen Trainer spielte, dass diese Figur voll und ganz den Ghetto-Hamburger gemacht hat – Kompliment!

Die Mucke war ebenso stark, und zwar unter anderem von einem Hamburger Rapper produziert.

Unter den Gästen schlich sich übrigens auch Jürgen Blin, der damals ja sieben Runden gegen Joe Frazier ausgehalten hatte und so seine erste Profi-Niederlage hinnehmen musste, unter das Publikum. Passt zum Boxen und darum durfte er auch auf die Bühne, als er entdeckt wurde. Ebenso unvergessen: Zwei seiner Söhne betrieben und rissen die damals sehr bekannte und einmalige Bierbörse, das Dow Jones („Millionenpleite“) in dem sich der Preis stündlich, wie nach Nachfrage und Angebot auf einer Anzeigentafel auf und ab richtete, ziemlich schnell in die Abwärtsspirale. Ich jobte dort ein Jahr, so Mitte der Neunziger als Tresen- und Cocktail-Shaker, bis eine seriöse Brauerei übernahm, die allerdings das Konzept nicht mehr retten konnte… Danach eröffneten sie das ZENIT, das ebenso nicht lange hielt. Heute sind Hofbräuhäuser, die besser laufen sollten, am selben Platz.
Auch ne coole Geschichte, aus der man nen Film machen könnte. Ich kann mit heißen Infos aus erster Reihe dazu beitragen.




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