Nach wahrer Begebenheit: Schwarzer Abspann bei Iran-Drama „Manuscripts Don’t Burn“!

Filmpremiere Mohammad Rasulof in Hamburg: Schwarzer Abspann bei Iran-Drama „Manuscripts Don’t Burn“!
Zum ersten Mal sah ich einen Abspann, der komplett schwarz blieb: „Wir mussten auf die Nennung der Darsteller und Crew verzichten, damit ihnen im Iran keine Steine für die Zukunft in den Weg gelegt werden…!“

2015 besuchte ich mal wieder das Kino und schaute mir eine Premiere an, die eigentlich keine war. Denn „Manuscripts Don’t Burn“ soll ja schon zum Filmfest in Hamburg gelaufen sein. Nur – der Regisseur Rasulof, der die Story einmal mehr unter schwierigsten Bedingungen drehte, war dieses Mal persönlich anwesend und hatte erstaunliches zu berichten. Während vor einem Jahr der iranische Block nicht mit ihm starten konnte, weil er ein 10-monatiges Ausreiseverbot aus der Diktatur auszusitzen hatte, verkündete er gestern, das die Reisebestimmungen im Iran derzeit wesentlich lockerer gehalten werden.

Wir mussten auf die Nennung der Darsteller und Crew komplett verzichten, damit sie im Iran keine Repressalien zu befürchten haben.

Mohammad Rasulof

Der Film dreht sich im Kreis, fängt hinten an und endet auch dort.
Seine Geschichte
, die er schon 2013 fertigstellte, schildert von der Zensur und Gewalt des Regimes um das Jahr 1995 und zeigt, wie seine Bürger erniedrigt und klein gehalten wurden.

Morteza und Khosrow sind von der Staatssicherheit angeworbene Killer, die zwei Schriftsteller beseitigen sollen. Sie halten ein Manuskript versteckt, welches unter allen Umständen in das Ausland geschafft werden soll, wenn es im eigenen Land nicht in Buchform veröffentlicht werden darf. Die Foltermethoden, die gezeigt werden, sind grauenhaft, jedoch wollte der Regisseur diese unbedingt mit einbauen: „Diese Szenen mussten sein, denn ohne diese hätte ich die Wahrheit so nicht zeigen können…“

Gedreht wurde zwar an iranischen Originalschauplätzen mit nur zwei Schauspielern vor Ort, die Innenraum-Szenen jedoch mussten alle in Deutschland angefertigt werden. Denn immer noch sind diese Themen im Iran verboten, dürfen nicht angesprochen werden. Außerdem solle sich die neue Jugend viel mehr für Blockbuster ala USA, Facebook, Twitter und Co. interessieren und nicht für die Politik der Vergangenheit, so Rasulof.

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Vor 19 Jahren wurden Schriftsteller im Iran gefoltert und getötet...

Vor 19 Jahren wurden Schriftsteller im Iran gefoltert und getötet…

Mohammad Rasulof: manuscripts don’t burn

Auffällige Parallelen. Was mich an diesem Stoff reizt, sind die Geschichten um das Machtgefüge, welches das Leben heute immer noch schreibt. In der Ostzone waren diese Strukturen ebenso vorhanden, die in der Bevölkerung Angst und Schrecken verbreiten sollte. Das Denken wurde den Menschen aberkannt, sie hatten sich, wie in einer Sekte, nur dem Staat zu fügen! Um komplette Unterwerfung zu erreichen, wurden mit Gewalt und Lügenterror Welten geschaffen, die es gar nicht geben konnte. Andersdenkende wurde aus der Gesellschaft ausgegrenzt, als politische Gefangene in die Knäste geworfen, später ausgebürgert.

Eine Deutsch-Iranerin, die ich noch vom Filmfest Hamburg wiedererkannte, stand auf und forderte das Mikro, welches sie 5 Minuten nicht mehr aus der Hand gab. Sie äußerte sich NUR in ihrer Muttersprache und ließ so das deutsche Publikum nicht an ihrer Kritik zur Premiere und großen Oppositionsrede teilhaben. Der Dolmetscher weigerte sich mit den Worten zu übersetzen: „Das war zu lang! Das bringt jetzt nichts…!“ Auch der Regisseur äußerte sich nur kurz auf Iranisch dazu. Schade, aber das hätte der Moderator einfach unterbrechen müssen, denn hier hörte das Frage-Antwort-Spiel auf.

Wer sich diesen harten Stoff antun möchte, sollte das auch unbedingt tun und nicht verpassen! Denn ich appelliere immer daran, niemals zu vergessen!

Unbedingt sehenswert!
„Manuscripts Don’t Burn“
Iran-Drama nach wahrer Begebenheit
startete 2015 bundesweit in den Kinos
138 Minuten