Es lebe der Punk! (2)

„Keine Normen…“ für Tod den Hippies – Es lebe der PUNK!

Hamburg – Abaton.
Keine Regeln, keine Normen, keine Anpassungen – „Wer sich an die 80-er erinnern kann, hat sie nicht erlebt!“. Punk war eher eine Art Zerstörung. Punk war keine Mode oder Lifestyle. Punk ist Rebellion, eine Frage der Einstellung, egal zu welcher Zeit Du ihn spielst. Er ist zeitlos, denn auch heute kannst Du noch Punk sein.

Was ich klasse finde, dass es jetzt immer mehr Filme aus den 80-ern gibt, die die damalige Stimmung der Menschen widerspiegelt. Diese kaputten Zeiten in Westberlin, als die Stadt noch in Ost und eine Insel geteilt war, die zu (West)Deutschland gehörte und freies, amerikanisches Gebiet war, welches mit meterhohen Mauern umzäunt wurde, damit ja keiner der Ossis dahin kann. Genau das machte die Sache interessant, das hätte ich zu gerne miterlebt, ja gesehen.

Wir hatten unseren Spaß ebenso, aber nicht so grenzenlos, wie die PUNK`S! Denn ich musste das brave Ost-Berlin, mitten im Speckmantel der DDR ertragen, indem alle Friseurinnen darauf warteten, dass die schwarzhaarigen Fo-ku-hi-la (vorne kurz und hinten lang) Haar-Schnitt-Türken mit ihren (für uns teuer aussehenden) Leder-Klamotten für 25,-DM pro Tag die Stadt betraten und ins Café Nord einschwebten, um die Nacht über alles aufzureißen, was nicht bei drei auf den DDR-Apfelbäumen war. Als ich jedoch im Westen lebte, die Peep-Show´s auf der Reeperbahn erkundete, spürte auch meine Nase diesen ekelhaften Duft in diesen dreckigen Kabinen…

Gestern war im Abaton in Hamburg die Premiere von „Tod den Hippies – Es lebe der PUNK!“ in Anwesenheit des Regisseures Oskar Rehler, der sich nach dem Film zusammen mit Wilson Gonzales Ochsenknecht (Schwarz) und Hannelore Hoger, die die Mutter von Robert spielt, den Fragen der Zuschauer stellte. Eines muss ich sagen, Oskar Rehler ist schon ein sehr eigensinniger Typ, der sein derzeitiges Leben und kommende Projekte nicht plane. Auf die Frage: „Wirst Du nach dem Erfolg dieses Streifens Teil II folgen lassen?: Er: „Was ich jetzt machen werde, weiß ich noch nicht…!“ Oder: „Warum hatte das Hemd von Robert´s Vater im Knast keine Passform mehr…?“ Er: „Der ist aus unerklärlichen Gründen einfach auseinander gegangen. Aber – es geht ihm gut. Der war gestern auf der Berliner Premiere dabei…“ Frage an Wilson Gonzales: „Was ist Dir an der alten Zeit während des Dreh´s aufgefallen? Er: „Ich fand diese zu hellen Bars einfach komisch. Deshalb mussten die auch alle Sonnenbrillen tragen, weil dieses billige Licht zu grell war.“

Rehler hat darauf geachtet, dass es in diesem Film immer mal wieder unberechenbare Wendungen geben wird: „Ich hasse es, nach Normen zu handeln. Es langweilt mich zu Tode…!“ In Ost- oder ehemals West-Berlin wurde allerdings kein Handschlag gemacht. Alles wurde in Köln aufgebaut und gedreht, auch diese Bar, in der sich alles abspielte, sich alle trafen. „Die Bedingung der Kölner Filmförderung war es, dass auch dort gedreht wird, wo das Geld herkommt und nicht woanders.“, so Rehler. Und so wurde gesoffen, gefickt und wurden Drogen genommen, das Leben einfach genossen, auch wenn es nicht hinter den ehemaligen echten Mauern passierte. Grenzübergänge, Überwachungstürme und Altbauten wurden in ehemaligen Fabrikgebieten errichtet, um die originalen Locations nachzubilden.

Robert (Tom Schilling) findet seine Freundin und das Nest, indem er lebt und zur Schule gehen muss, einfach zu öde. Er beschließt, nach West-Berlin zu gehen, um da eine gute Zeit zu verbringen. Dort begegnet er Schwarz (Ochsenknecht), der ihn sogleich in seiner Peep-Show die Wichse der „Kabinen-Freier“ abwischen lässt, für Kohle, versteht sich. Das Amt zahlt ihm auch mal eben eine schnelle Einmalleistung von 1452,62-DM als Neuankömmling aus. Damit ist er auf einen Schlag „reich“. Das reicht ihm nicht, denn sein Vater hat ungefähr 200 000,-DM von der RAF im Schrank gebunkert…

Parallelen schlagen hier ganz klar zur Doku B-Movie, die das Drogentreiben in West-Berlin, mit unendlichen DMark-Pauschalen, lebenswert aufzeigte…

Tod den Hippies! Es lebe der PUNK!
Film in den deutschen Kinos gestartet
Ein echt cooler Streifen, ohne Normen
Wer die Zeiten noch kennt, unbedingt ansehen!