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Kinotour-Kritik – „Das Tagebuch der Anne Frank“

„Überleben in einem Weckglas“ – Heute checkte ich für euch einmal das „Tagebuch der Anne Frank“ aus. Auf ihrer Kinotour schauten die Hauptdarstellerin Lea van Acken und der Regisseur des Filmes Hans Steinbichler vorbei. 2 Stunden lang war es verdammt still, hörte ich die Zuschauer hinter mir schluchzen, die Taschentücher aus den Jacken und Hosen holen, damit sie Tränen wegwischen können. Ich saß in der zweiten Reihe und musste mich so zusammenreißen, um nicht auch welche zu vergießen…

Eines mal vorweg: Was ich an der ZDF/ARD Moma – Kritik nicht verstanden habe, ist, dass der „Filmkritiker“ da diese Anne Frank, mit meinen Worten wieder gegeben, nicht authentisch und zu uninteressant abservierte. Das fanden die Zuschauer im (fast) rappel vollen Abaton überhaupt nicht! Lobeshymnen wurden aus jedem Mund ausgesprochen, die an den Regisseur Hans Steinbichler gerichtet waren. Ich sehe das genauso, denn nur mit Müh´ und Not konnte ich mir die Tränen und das Schluchzen gerade noch so verkneifen!

"Anne Frank" live im Abaton zur Kinotour.

Lea van Acken als „Anne Frank“ live im Abaton zur Kinotour.

Sicher hatten wir auch in der Ostzone den Stoff der Anne Frank auf die ein oder andere Art und Weise serviert bekommen. Aber so echt und so nah an der Lebensweise der mehr als 2 Jahre in ihrem Versteck in Amsterdam, war man noch nie! Außerdem sind uns damals einige Details, wie z. B. der Ort aus sozialistisch-erzieherischen Gründen verschwiegen worden, damit nicht deutlich werden konnte, dass die Linken und FDJler genau die Methoden der Nazis übernahmen, um Andersdenkende in der DDR zu brechen!

Auf dem Weg ins Versteck: Anne Frank.

Auf dem Weg ins Versteck: Anne Frank.

Hans Steinbichler legte großen Wert darauf, den Schluss im KZ zu zeigen. Zu sehen ist, wie Anne Frank und die Familie mit einer Kahlrasur ihre Haare verlieren, ihnen der Kopf geschoren wird. „Das ist eine Art der höchsten Demütigung und Körperverletzung. Ich wollte das mit reinhaben, weil ein Minimalismus an Deutlichkeit da sein muss, um zeigen zu können, was dann passierte. Mir war das Zeigen des Überlebens in diesem Weckglas wichtig.“

„Das Tagebuch der Anne Frank“ ist ein fantastisches Portrait zweier Familien, die auf engstem Raum überleben mussten. Dabei achtet Steinbichler penibel darauf, die Gefühle, Freuden, wenn gute Nachrichten über das Radio eintrafen oder Leid, Tränen zu zeigen, wenn irgend etwas schief lief. Die Pupertät und Entwicklung der Anne Frank wird nur in ihrem Tagebuch deutlich, weil die Enge dafür sorgte, dass Gespräche selten und nur wenige eigene Erfahrungen gemacht werden konnten. Darum schrieb sie alles nieder, in ihr Buch, welches sie zuvor zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte…

„Das Tagebuch der Anne Frank“
Klassenvorführungen möglich
Ab jetzt im Kino
Sehr sehenswerter Stoff über den Überlebensversuch eine jüdischen Familie während der Nazizeit