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L´Chaim!-To Life! – Mit ihm wäre Sozialismus machbar

Es gibt Filmpremieren, so wie die gestern, die schreibt wirklich das Leben. Bei „L´Chaim – To Life!“ war der Hauptdarsteller mit seinem Cousin in Hamburg anwesend. Letzterer drehte 7 Jahre lang Material, um am Ende diese Dokumentation ohne eine Botschaft fertig zu stellen: „Noch einmal mache ich das nicht, denn Geldgeber zu finden, war fast unmöglich. Ich habe mein ganzes Erspartes dafür geopfert, um diesen Film zu machen!“, berichtete der Regisseur. Außerdem sei von der Filmförderung gesagt worden, dass, wenn er Psychologen sprechen lassen würde, die klarstellen, dass Chaim nicht ganz richtig ticken würde, dann gäbe es die Kohle. Aber das wolle er nicht…

Zum Film:
Chaim bedeutet Leben. Und das tut der Actor. Sein Cousin brachte eines Tages eine Kamera mit, um sie einfach laufen zu lassen. Lubelski ist 63 Jahre, als er beginnt, seine Mutter in einem Altersheim in Holland zu begleiten und zu betreuen. Dabei gibt es provozierende Dialoge und Erzählungen aus der Hitlerzeit, denn sie musste ins KZ!
Bevor er sich entschied, seine Ma zu umsorgen, war Chaim erfolgreicher Geschäftsmann in NY und professioneller Schachspieler in St. Tropez, reiste teilweise als Hippie um die Welt, war oft auf der Straße zu Hause, lebte in London, Paris und Afghanistan.

Noch drei weitere Streifen wären möglich gewesen, aber damit ist erst einmal Schluss. Mit dem, was der Film zeigt, ist eine wirklich Erzähler-Geschichte abgedreht worden. Es ist die Zeit, als seine Mutter starb, er zuvor auf der Straße lebte, er einmal einige Zeit lang Millionär war und alles wieder verlor.

Beim Schachspielen konnte sich Chaim ablenken.

Beim Schachspielen konnte sich Chaim ablenken.

Kiffen lenkte Chaim von der Realität ab.

Kiffen lenkte Chaim von der Realität ab.

Die Zeit als afghanischer Stoffimporteur, Lubelski schmuggelte also irgendwelche Drogen, präge ihn bis heute. Später wurde er selbst vom Dealer zum Konsument.“Ich rauche, weil mich die Gesellschaft nervt, denn die Menschen sind alles Schauspieler und haben Angst vor sich selbst!“, sagt der Überlebenskünstler. Und das kann ich nachvollziehen. Denn die Welt, besonders die Städte Hamburg und Berlin stecken voller Hochstapler, die, wenn man sie hinterfragt, sofort zusammen- oder einbrechen. Ich selbst durfte schon einige enttarnen, die früher oder später im Knast landeten.

Auf der Hamburg-Premiere:
Als ich Chaim auf der Leinwand und später dann live im Kino sah, dachte ich, dass ich meinen Augen nicht traue. Denn dieser Lebemann sieht nicht nur aus wie Fidel Castro, er lebt ihn auch ein wenig. Mit ihm und seiner Lebenseinstellung hätte der Sozialismus sicher besser funktioniert, als es der Diktator Cubas befahl. Als ich ihn genau darauf ansprach, reagierte er erfreut und meinte: „Da sind Sie nicht der Einzige, der mich darauf anspricht. An Flughäfen falle ich besonders auf. “ Vielleicht sollte er sich deshalb einmal überlegen, als Statisten-Double die Rolle des Hardliners anzunehmen…

Laufzeit: 92 Min.
Kinostart: 27.08.2015
DVD-VÖ: tba
Sprache: Deutsch, Englisch, Jiddisch & Französisch
Untertitel: Deutsch
HD, 16:9, Stereo Ton, Farbe
Verleih: mindjazz pictures