sdr

Lost Places Osten: vergessene Orte und warum Europa so fasziniert

Lost Places – vergessene Orte und warum uns der Osten, Hamburg, sowie Portugal so faszinieren. Besuche sind echte Nervenkitzel – Warum uns maroder Abriss so sehr fasziniert.

Lost Places Ostdeutschland: ehemalige Kaderschmiede für Sportler, die seit Jahren immer mal wieder „Käufer findet“ und trotzdem weiter vergammelt…

Wegen Corona sind immer mehr Plätze zu finden, die verlassen worden sind. Nie mehr wurden sie aktiviert. Ein aktuelles Beispiel ist eine Burger Bude aus Eimsbüttel, die langsam zu Übernachtungsmöglichkeiten von Obdachlosen wird.

Lost Places in Hamburg – ehemaliger Burger-Laden, der nun zu einem Graffiti-Kunst Objekt verkommt und Obdachlosen eine Übernachtungstreppe bietet…

Als Corona begann, begann gleichzeitig der Auszug der Burger-Kette, die wahrscheinlich absah, wie lange hier keine Möglichkeiten zum Brutzeln von Fleischpatties mit edlem Design möglich sein wird. Nun verkommt die Location seit Jahren  und sieht mittlerweile wie ein Schandfleck in der Landschaft aus.

Lost Places und Abriss in Porto. Durch Zufall gleich ein ganzes Arial entdeckt, welches nur illegal zu betreten ist!

Porto, Portugal. Wenn man die Augen offen hält, bekommt man das Glück ein riesen Abriss-Areal betreten zu können, in dem sich mal ne Schule und Disco befunden haben müssen. Jedenfalls sind die Überreste davon äußerst interessant zu bewerten: großzügig hohe Decken, breite Fenster und Holz-Bauweise, die nun dahingammelt. Ich bin da mal ei gestiegen, um zu sehen, was da los war:

Schwerin, Berlin.
Blair Witch Projekt des Ostens lässt grüßen!
Einerseits völlig allein gelassen, andererseits ziehen sie uns an. Sogar aus halb Deutschland kommen die Neugierigen hier her, um zu sehen, was die DDR mal war, was Geschichte getragen hat und während eines Systemwechsels links liegen gelassen wurde, um alle sozialistischen Spuren zu verwischen. Ob das ehemalige „Strandhotel“, indem keiner mehr hineinspazieren kann, die „Alte Brauerei“ oder die Endstation der S-Bahnen in die man (nicht) Herzlich Willkommen geheißen wird – Ja, es gibt sie noch, die ABRISS-Häuser.

Endlich wieder im Büro: Es ist genug zu tun. Die Alte Brauerei, das Kader-Hauptbüro entsetzt mit ihrem Verfall. Vor allem hier wurden mit Zwangsarbeitern „DEVISEN“ gemacht, um den Sozialismus zu rechtfertigen…

Lost Places – warum sind sie vergessen?

2021. Lost Places – vergessene Orte und warum uns der Osten so fasziniert. Die Alte Brauerei ist mal zugänglich, mal wird sie so abgeschirmt, dass keiner es wagen würde, die hohen Zäune zu  überwinden. Nur, wenn man es einmal in diese erschreckend verfallene Location geschafft hat, ist dieser verrottete Anblick erschreckend. Schließlich hat die Ostzone in diesen alten Hallen für den Westen die Brausen und Biere brauen lassen,  nur, um an ein paar Devisen zu kommen, die uns am Ende den Sozialismus gekostet haben.

Sternschanze Hamburg. Rote Flora. Sogar hier ist das Dahingammeln eines Linken Wahrzeichen, welches für Sozialismus, Dreck und Müll steht, für jeden, sogar vor den wichtigen Szenebars und Restaurants, sichtbar…

So marode wie diese ehemaligen Büroräume, von denen aus mit einem Telefon mit Wählscheibe die Stränge und Befehle entgegengenommen und dann an Untergebene weitergegeben wurden, so abgefuckt ist die Idee des Kommunismus!! Warum  sie gescheitert ist, das haben wir ausführlich im Jungen Karl Marx erörtert!

Gleisstellwerk Pankow. Hier finden sogar noch ab und an Partys zwischen Reparaturbett und Stahlträgern statt. Hier machten sie Kommunisten einige Züge wieder heil, schickten sie sogar gen West-Berlin. 

August 2020, Berlin.
Was den Endbahnhof Pankow betrifft, kann man mittlerweile stehend zusehen, wie das Gleis-Stellwerk verfällt. Die Scheiben wurden aus dem Dach gehämmert, Graffitis kleben an der Wand und die Sommernatur holt sich Boden zurück!

Berlin. Gleisstellwerk von außen. Wat für ne gruseliger Abgang.

Bis letztes Jahr lebten dort sogar drogensüchtige Penner, die sich im ehemaligen Verwaltungsgebäude einquartiert hatten! Außerdem zieht diese Location immer wieder Foto-Touristen an, die sich dieses Flair unbedingt gegeben wollen.

Das Geisterhaus, die ehemalige Kader-Schmiede: Sportschule für die Elite.

Investor für Kurhotel gefunden?

Schwerin, 2020.
Angeblich soll nun ein erneuter Investor gefunden worden sein und dieses Teil könnte so zu einer Ho(s)tel-Perle umgewandelt werden. Derzeit ist davon (noch) nichts zu spüren, jedoch verkündete die Schweriner Presse in ihrer Provinzzeitung diese Meldung. Wer dahinter steckt, ist nicht bekannt. Hier ist sicherlich Abwarten das Stichwort. Denn auch das Strandhotel, welches mit einer Millionen-Spritze neu aufgebaut werden sollte, steht heute immer noch leer.

Im KURHOTEL, das sogenannte Geisterhaus. Jährlich gibt es Meldungen, dass Investoren hier Gas geben wollen.. Nichts passiert…

Warum Abriss so anziehend ist

Wieso sie uns so fas(t)zinieren und warum wir in diese unbedingt einsteigen wollen, das ist ernsthaft zu ergründen.

Das im Netz sogenannte „Geisterhaus“ rottet weiter dahin. Zertifizierter Online-Redakteur Jörn Ehrenheim steigt einmal mehr in dieses verfallene und langsam dahinsiedende ehemalige First Class-KURHOTEL ein, um sich einen Überblick über den Fortschritt des Zusammenfallens machen zu können.

Lost Places – Abriss Geisterhaus. Online-Redakteur stieg in dieses alte Sport-Kader-Haus, das KURHOTEL für ehemalige Top-Eliten, ein.

Die letzten Lost Places im Osten

Es geht über Gestrüpp und Gestein durch das verwegene Gelände. Mit Mühe erreichen wir das Haus von der Rückseite her. Es riecht nach nassem Gras, eher ein moderiger Gestank macht sich in der Nase breit. Im Inneren kommen uns herunterhängende Balken und eingestürzte Decken entgegen, empfangen uns, wie beim Blockbuster „Blair Witch Projekt“. Der Anblick des Zerfalls begeistert mich irgendwie, macht mich gleichzeitig nachdenklich. Die W-Fragen springen sofort in meinem Kopf herum, wie: Wie kann das sein…? Warum zerfällt dieses ehemalige Schloss? Wieso stoppt das keiner? Weshalb kommt hier jeder rein und keiner schert sich darum?

Lost Places. Das ehemalige Strandhotel rottet seit 30 Jahren dahin…

Was wir hier sehen, ist eigentlich unbegreiflich.

Denn schon weit vor den DDR-Zeiten war dieses Kur-Hotel, in den 1910-er Jahren erbaut, später eine gefragte Sport-Schmiede, für die Bonzen-Eliten des Sozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg umfunktioniert worden. Hier drillte man systematisch Sportmaschinen, die mit bester Nahrung versorgt werden konnten.
Nach dem Wegfall der Mauer fiel auch dieser staatliche Edel-Status – Lost Places!

Schwerin. Im Ghost-Haus staunen wir nicht schlecht, wie so langsam die Mauern auseinanderfallen.

Lost Places erinnern an DDR

Aber es gibt nicht nur das. Die Alte Brauerei war zu Ostzonen-Zeiten die Getränkeproduktionsstelle, die sogar für den Westen braute. Das war kein Einzelfall, denn um Devisen in das Land zu bekommen, wurde von „Knast-Brüdern“, also gescheiterten Flüchtlingen, die illegale Versuche starteten, in den Westen zu gelangen und sich so ein besseres Leben erhofften, sogar Möbel für IKEA in Holz-Hallen zusammengebaut.

Das Schweriner Strandhotel, in welches Niemand mehr hineinkommt, da es verriegelt und verrammelt wurde, nachdem ein „Investor“ das Grundstück kaufte. Ich durfte noch reinsehen und kenne es noch aus DDR-Zeiten, zu denen wir Sonntags auf der Tanzfläche zu DJ´s tanzten, die ihre rollenden Boxen in die Stube des Hauses schoben. Nicht Jeder kam rein – Vitamin B war sehr wichtig, um am Türsteher zu bestehen… Schaue es dir heute an – einzig Erinnerungen machen dieses kaputte Bild aus!

„Investor“ lässt STRANDHOTEL, wie es ist

Lost Places – vergessene Orte und warum uns der Osten so fasziniert. Das „StrandHotel“ war eine Zimmer-Disco in wirklich guter Strandlage, in der ab und an auch West- und gute Ost-Berliner DJ´s eingefahren wurden, die da ihre Kassetten abspielen durften. Erst vor ein paar Jahren schaute ich mir die mittlerweile völlig im Dreck versunkenen ehemaligen Edel-Räume in den Etagen darüber an, die damals nur gut Betuchte buchen und dort,, in den Minizimmern übernachten durften. Sogar eine Stasi-Abhör-Anlage wurde dort unterhalten. Heute kommt da keiner mehr rein. Anfang der Neunziger soll ein vermeintlicher „Investor“ von der Stadt eine Millionen DM für den Beginn eines Neuanfanges erhalten, laut Erzählungen allerdings, mit der Kohle schnell das Weite gesucht haben…

Insta: Jörn Ehrenheim stieg auch in die „Alte Brauerei“ ein. „Wenn ich schon dieses Telefon sehe…“, dann wird mir schlecht. Denn diese Zeiten sind einfach unvergessen, in denen der Osten für ´nen Appel und Ei, durch den Einsatz von billigen Gefangenen, die gen den Westen abhauen wollten, ihnen Zwangsarbeit aufdonnerten, mit ihnen das Bier und andere Genussmittel produzierten, nur, um „DEVISEN“ für den Sozialismus abzugreifen, der uns konkret in die Pleite gerissen hat…

Lost Places – vergessene Orte und warum uns der Osten so fasziniert.

Was fasziniert uns an solchen maroden, kaputten Gebäuden, dass wir in diese hineinwollen, sehen möchten, wie die Natur diese Gemäuer verschlingt und irgendwann unfreiwillig niederringt? Weil uns Vergänglichkeit toucht. Uns interessieren Geschichte und Wandlungen. Ein System ist gescheitert, also auch seine Ideale und die Bauten um dieses herum…