Kein Film für Hamburg: MEINE STUNDEN MIT LEO und warum ICH als Callboy scheiterte

Wiederentdeckt und warum dieser Film keiner für Hamburg ist und zu einer harten SELBSTKRITIK an mich selbst gerichtet führt: MEINE STUNDEN MIT LEO in 2022.

Die Antwort ist einfach. Wer in dieser Stadt über Liebe oder Gefühle sprechen will, ist hier falsch. Das geht schon los, wenn die schnelle Liebe über Apps gesucht wird, weil ja eh keine ZEIT da ist, sich mit Feeling und Geduld einer Hingabe in jeglicher Beziehung öffnen zu können.

Genau diese nimmt sich Nancy in diesem Film, um den geplanten Orgasmus erleben zu wollen. Nur, arten die Treffen in intensive Gespräch aus, mit dem Callboy, den die Witwe gebucht hat. Dabei kommt heraus, dass sogar seine Mutter nicht weiß, was er tut…

Meine Stunden mit Leo – Emma Thompson ist Nancy und bestellt sich einen Callboy…

Meine Stunden mit Leo: Selbstkritik

Genießen – unmöglich. Das Aussehen – immer falsch. Wie ein Sklave NUR anderen zu dienen – tut schlecht. Scharmbehaftung ist das Destruktivste, was es gibt. Und so ging die Rentnerin jahrzehntelang durchs Leben.

Das Wort Sex darf hier keiner in den Mund nehmen. Damit geht´s ja schon los. Während Schauspieler:innen außerdem Probleme haben, Nacktszenen zu spielen, hörts ganz auf! Und wenn Karriere oder andere materielle Dinge wichtiger sind, als menschliche Beziehungen, dann ist Einsamkeit ein treuer Begleiter. Seelische Krankheiten, die durch Mittelchen der Farmer-Industrie noch gefördert werden, geben so durch den Diebstahl der Empathie den Rest. Wie soll es also heute noch möglich sein, ein menschliches Gegenstück zu finden, dass sich auf derselben Augenhöhe meinerseits befindet?

Auch so können Callboys ins Spiel kommen, die dann mit Sixpack, perfektem Body und guten Gerüchen dafür sorgen, Gefühle als Leistung zu erbringen.

Ich hacke deshalb so auf diese Sache herum, weil ich der Meinung bin, dass dieser Weg nur eine Illusion sein kann, die in Wahrheit nicht funktioniert.

Hier, im Film, da sieht die Sache schon anders aus. Es ist eben auch nur ein Film. Und in diesem darf ich mich einer Blase ergeben, wenn Kuschel-Szenen Gänsehaut machen und in Träume abgleiten, die da eine Welt erzeugen, die es gar nicht gibt. Besonders in Großstädten, wie Hamburg nicht…

Ich selbst sehe Parallelen zum Film und habe über zwei Jahre lang Tinder (Spezialbericht dazu kommt noch) ausprobiert, im kleinen privaten Glauben, hier etwas zu bekommen, was ich suchte. Was ich fand, waren überwiegend kranke Frauen, die sich selbst oder durch Dritte in Kliniken einliefern ließen, weil sie psychische Probleme hatten. Andere wieder, saßen mir kokssüchtig in einem der Schanzen-Cafes zum ersten Date gegenüber und unterhielten den ganzen Platz gleich euphorisch mit. Während sie mir also zum Kaffee schlürfend gerade genau das erzählt, was ich eh schon vermutete, erstarre ich erneut vor Fassungslosigkeit

Nun möge man glauben, es seien Einzelfälle. Nein, das waren keine! Was ich damit sagen will, ist, dass ich weiß, indirekt oder im Unterbewusstsein genau diese Art an Problemfällen anzuziehen. Das ist ein Talent, das ich an mir hasse. Lernen musste ich jedoch, knallhart zu entscheiden und Nieten abzublocken. Auch auf die Gefahr hin, dass, wenn Frauen dadurch ihre Waffen als Rache erst richtig einzusetzen wissen, das Ganze jahrelang negative Kreise nach sich ziehen kann…

Sollte ich deshalb nicht auch ein Callgirl mieten, lieber viel Geld ausgeben, um so ein wenig mehr Glück durch Einzel- oder Selbstgespräche mit Zuhörgarantie zu erhoffen…? In Hamburg jedenfalls nicht!

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Meine Stunden mit Leo – Film Plakat. Emma Thompson ist Nancy und bestellt sich einen Callboy…

Wie ich mich persönlich als Callboy schlug

In den 90-ern hatte ich ebenso Anzeigen in den einschlägigen Wochenblättern oder Tageszeitungen probiert zu schalten, weil ich genau das ausprobieren wollte, was da Daryl McCormack spielt – einen Callboy. Dazu ließ ich mir noch billige Handkärtchen drucken, um diese immer und überall reichen zu können. Handys oder APPs gab es zu der Zeit ja nicht, die das „verkuppeln“ vereinfacht hätten. Also musste man immer am Telefon Zuhause sitzen und auf einen Anruf warten.

Der Bedarf an meiner „Dienstleistung“ war weniger als mäßig. Bis auf ein Treffen an einer Hotelbar in Hamburg war da nix. Und selbst dafür war die Frau nicht bereit zu zahlen. SIE belehrte oder analysierte mich auch noch wie eine Lehrerin und meinte, dass ich für sowas nicht der Richtige sei. Also ließ ich es nach diese Demontage lieber sein, weil der Lebensunterhalt weiter eingenommen werden musste und besann mich auf meinen ersten erlernten Beruf zurück: Bäcker

Zum Film: MEINE STUNDEN MIT LEO

Frisch verwitwet engagiert in MEINE STUNDEN MIT LEO die pensionierte Lehrerin Nancy Stokes, hinreißend gespielt von Oscarpreisträgerin Emma Thompson, einen jungen, hübschen Callboy, verführerisch und einfühlsam dargestellt von Daryl McCormack, um endlich all das auszuprobieren, was ihr in ihrem sexuell eher unbefriedigenden Eheleben verwehrt blieb.

Nancy Stokes (Emma Thompson), eine  verwitwete, ehemalige Lehrerin, sehnt sich nach Abenteuern, zwischenmenschlicher Nähe und gutem Sex, der ihr in ihrer stabilen, aber langweiligen Ehe vorenthalten wurde. Nancy ist fest entschlossen, möglichst viel davon nachzuholen, und engagiert einen Callboy für eine Nacht glückbringender neuer Erfahrungen. Sie trifft den jungen Leo Grande (Daryl McCormack) in einem anonymen Hotelzimmer außerhalb der Stadt. Der ist wie erwartet äußerst attraktiv, aber womit Nancy ganz und gar nicht gerechnet hat: Leo ist nicht nur ein Experte in Sachen körperlicher Liebe, sondern auch ein interessanter und witziger Gesprächspartner.

Und auch wenn er bei aller Offenheit nicht alles über sich verrät, stellt Nancy fest, dass sie ihn mag. Und er mag sie. Im Laufe weiterer Rendezvous verschiebt sich die Machtdynamik zwischen ihnen und beide müssen ihre Komfortzonen endgültig verlassen.

Meine Stunden mit Leo – Emma Thompson ist Nancy und bestellt sich einen Callboy, der sie empathisch unterhalten kann…

Fazit

Dieser Film als Drama und Sexkomödie eingestuft. Er tut einfach gut. Emma Thomson spielt grandios, gefühlvoll und voller Sehnsucht auf eine liebevolle Art erwartend, sodass das Knistern durch die Leinwand kriecht. Dabei geht es eben NICHT nur um Sex, sondern um viel mehr als das. Und das ist genau die Botschaft.