OMZGalerie

Im Talk mit: Darco FBI: „Meine Kunst soll unvergänglich sein!“

Im Talk mit: Darco FBI: „Meine Kunst soll unvergänglich sein!“. Die Gallery in der SCHANZE, in der die Künstler ASYL gefunden hatten, ist längst abgerissen worden, musste für einen Neubau weichen. Wir erinnern an ein Projekt, welches Hamburg fehlt.

Beeindruckende Video-Projektionen, Dokus auf Flat-TV´s und riesen Graffiti meets Street Art-Werke an den Wänden – so war DIE Vernissage im EAST-Hotel von und mit Darco FBI. Ich traf mich mit ihm und Alex alias HEIMKIND und redete mit ihnen über die Vergänglichkeit, Illegalität, dreckige Märkte, Abriss und ihre 3D-Bilder in der OZM-Gallery, die ganze Räume ausfüllen. 

04.10.2017. In den Neunzigern sprühte er im Pariser Untergrund, machte sich schon damals einen Namen. Derzeit hält er sich in der Hansestadt auf, um seinen Mix aus Farbdosen- und Straßen-Bildern zu zeigen. Er sagt über sich selbst: „Ich bin kein Sprayer, sondern Künstler…“ – Darco FBI über seine Kunst.

Das war richtig cool! Zu seiner schon seit einiger Zeit laufenden Ausstellung in der Gallery OZM, stellte Darco FBI zugleich mit einer Vernissage seine Kunstwerke aus, die meterhoch an den Wänden des East-Hotels hängen. Der zurzeit in Hamburg Verweilende nahm viel Geld in die Hand, ließ mit der teuren Technik des Hauses Ausschnitte seiner „grenzenlos“ gesprühten Graffiti-Arbeiten wuchtig und gleichzeitig eher (un)auffällig, jedoch mehr als Lebensgröße hoch erscheinen, von der Erde bis an die Decke projizieren.

Irgendwie hatte die Präsentation trotz

…alledem einen verdammt angenehmen Touch. Aber nicht jeder entdeckte dieses Highlight. Man musste schon durch mehr oder weniger Zufall darauf gestoßen werden, denn keiner wies darauf hin. Vor diesen Impressionen stehend, die mich dann minutenlang fesselten, schoss ich selbst ein paar Fotos, um das in Erinnerung zu halten.

DARCO FBI mit Alex alias HEIMKIND

Darco FBI mit Alex alias HEIMKIND in seiner Gallery OZM in der Schanze. 

Zugleich liefen auf mehreren Bildschirmen in der Lounge, zu der sich auf einen Drink im ersten Stock getroffen wurde, Videos seiner Produktion. Und genau das interessierte mich. Darum traf ich mich zu einem kleinen Talk mit dem Künstlerteam um Alex, alias HEIMKIND in der Gallery OZM, der schon vor dem Bau des East-Hotels im damaligen Powerhaus Kunst erschuf und dem immer noch das ganze Haus in der Bartelsstraße, mit gut 1500 qm Fläche gehört, bevor es nach der letzten geplanten Vernissage, noch in diesem Jahr abgerissen werden soll.

In dieser hat unter anderem gerade Darco FBI seine „Bilder“ fertiggemalt, die über die Grenzen des Leinenstoffes sogar noch darüber hinaus, also über die Wände gehen. Die Decke und der Fußboden sind ebenso mit Farben überzogen, was den ganzen Raum zu einem 3D-Gemälde macht, indem ich stehe. Egal, aus welchem Winkel ich es betrachte, um alles zu sehen, muss ich mich in diesem immer wieder von einem Ende zum anderen bewegen. 

Anfangs überfordert es mich. Später, als ich es erneut probiere mit meinem Verstand zu erfassen, funktioniert es besser, kann ich genauer (be)greifen, was ich da sehe. Und es begeistert mich.

Darco FBI auf der Vernissage im East-Hotel.

Darco FBI auf der Vernissage im East-Hotel.

Im Talk mit: Darco FBI: „Meine Kunst soll unvergänglich sein!“

TouchYou.de: Du hast damals viel im Pariser Untergrund illegal gesprüht, bis du verhaftet worden bist…
Darco FBI: „…und die Französische Bahn mir danach erste Aufträge gegeben hat. Ja, weil Bilder eben Bilder sind, das weiß doch jeder und diese friedliche Leidenschaft haben sie auch erkannt. Als Test wurde das dann probiert. Womit in Frankreich sich einiges stört, ist die Sprüh-Dose, die dort -Bombe heißt. Wenn die weg ist, dann empfinden sie das auch als schön(er), als ´ne graue Wand oder Werbung…“

TY.: Um in Frankreich als Freischaffender Künstler anerkannt zu werden, braucht es Jahre. Warum sind trotzdem die Märkte für dich „dreckig“?
D. FBI: „Ich finde die Vermarktung dreckig. Mich darauf einzulassen, war ein riesen Kompromiss für mich, damit ich Bilder verkaufe, um davon Leben zu können.“
Alex: „Meiner Meinung ist der Kunst-Markt nichts anderes, der von ungefähr 100 Künstlern dominiert wird, von denen die meisten schon verstorben sind. Diese werden gehandelt. Du brauchst ja nur ein paar Sammler, die dann alles für einen bestimmten Preis kaufen. Mir geht es darum, dass meine OZM ein richtiger Markt ist. Früher ging das auch über Online-Shops… Heutzutage siehst du hier Werke in einem geschlossenen Raum, was auch komprimierte Zeit ist. Jede Bewegung ist festgehalten, in Form dieser Sachen, die hier entstehen…“

TY.: Darco, in deinem aktuellen Projekt ist tatsächlich über die Leinenwände darüber hinaus gemalt worden.
D.FBI: „Da das eine der letzten Ausstellungen in diesem Haus sein soll, haben wir uns dazu entschlossen, dass ich überall drübermalen kann. So habe ich mir überlegt, den ganzen Raum mit einzubeziehen, sodass jeder direkt in dem 3D-Kunstwerk steht, wenn er es betritt. Alle „Teile“ zusammen sind eins und gehören zu der Serie, die hier direkt entstanden und schon die zweite ist, die ich hier ausstelle.“
Alex: „Wir haben jetzt wirklich das Glück, direkt und genau mittendrin zu sitzen. Da dieser Raum auch vergänglich ist, ist über den Rahmen hinaus gearbeitet worden…“

TY.: Zurück zur Vergänglichkeit. Ist mit dem Verkauf eines Bildes damit der künstlerische Prozess abgeschlossen?
D.FBI: „Im öffentlichen Raum ist die Vergänglichkeit unvermeidbar. Deshalb habe ich eigentlich nichts dagegen, wenn irgendein Archäologe aus der Zukunft meine Sachen, in der vielleicht nächsten Steinzeit wiederentdeckt. Denn dieser Flow, Rhythmus oder Funk, wie soll ich es noch nennen, die Dynamik und Energy, so wie ich meine Bilder sehe, sind 3D und lebendig…“