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A+ hinterfragt Mode mit cooler HAW Fashion-Show

Börsensaal Hamburg.
„Wieviel Kleidung brauchen wir wirklich und wo darf sie produziert werden?“ oder „Was ist, wenn die Apokalypse vor der Tür steht und alle Ressourcen aufgebraucht sind?“ Altbekannte Fragen verknüpft mit Neuinterpretierungen sind für mich ja immer ein Thema, gerade nach der Fashion Week Berlin. Daher erfreut es mich umso mehr, dass die Abschluss-Kollektionen einiger Jung-Designer Männermode mehr feiern, als der Rest der Welt. Das Projekt A+ ist außerdem und deswegen furchtbar interessant, weil jeder der Studierenden sehr schnell ins kalte Wasser der Praxis springen muss und so das wahre Leben kennenlernt…“, sagt Jürgen Frisch, Professor für Modedesign an der HAW Hamburg.

Und deshalb überraschten uns Themen, wie Africa in Wonderland von EDNA FOSUAA NYANTAKYI (BA), die das Wunderland umziehen lässt oder  GOOD GOD von DANIELLA RUNGE. Sie ist inspiriert von den Anfängen der Hip Hop und Rap Kultur.
„Der Kleidungsstil der ersten MCs, Rapper und Breakdancer bildet die Grundlage der Kollektion. Ende der 80er Jahre gewann die Musikrichtung erstmals an zunehmender Aufmerksamkeit. Der dazugehörige Kleidungsstil war zunächst eher gepfegt, fein und schmal geschnitten, bis sie sich Mitte der 90er zu sehr bequemen sportlichen Schnitten entwickelte. Ich zeige beide Seiten der Kleidersprache. Sie ist fast komplett in creme-weißen Tönen gehalten.

Die Show von A PERSONAL SYSTEM OF FUN.

Details zeigen die gelben Akzente, wie die Tätowierung auf dem Leder und die Lederfechtungen. Key-Pieces wie der Bucket Hat erstrecken sich über die gesamte Kollektion. Außerdem wird Wert auf die Nachhaltigkeit der Kollektion gelegt. Die verwendeten Textilien bestehen aus kontrolliert biologisch angebauter Baumwolle und seidenraupenfreundlicher Ahimsa Seide. Das verarbeitete Rindsleder kommt aus Deutschland und ist naturbelassen.“

Oder Bea Brücker erfragt mit SOME DEEP SHIT: „Was ist, wenn die Apokalypse vor der Tür steht und alle Ressourcen aufgebraucht sind? Finden wir in Kleidung Schutz oder beraubt sie uns unserer Freiheit? Der Anteil der Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, steigt stetig. Die Verbreitung ist durch soziale Medien einfacher und schneller denn je.“

Wieviel Kleidung dürfen wir besitzen? Dazu haben sich in den letzten Jahrzehnten die Ansichten konkret geändert. Ich weiß noch um die Ostzonenzeiten, als es nur EINEN!!! Pulli gab, den du eine Woche hintereinander lang tragen musstet und Modenschauen, geschweige denn Mode machen verboten waren. Wer damals schon täglich seine Unterwäsche gewechselt hat, wurde angezählt, mit einer Levis tragend, sogar achtkantig aus der Schule geschmissen. Eine Hose kostete damals mehr, als ein ganzes Monatsgehalt, so, wie es heute immer noch auf Cuba ist. Derzeit hat (fast) jeder 50 Paar Schuhe im Schrank liegen, die kaum getragen werden. Was, also, ist besser: Mode von Aldi tragen gehen, die sehr gute Ware für kleines Geld vertreibt oder lieber teuer kaufen, obwohl ebenso in Kambodscha produziert wird…?

Verwirrt hat die Show A PERSONAL SYSTEM OF FUN mit einem irren Höhepunkt kurz vor der Pause. Models liefen in Zeitlupe und wie in einem Trauerzug um das mitgebrachte Zelt und tupften sich und anderen immer wieder Schweiß oder andere Sachen mit dicken Taschentüchern aus dem Gesicht. Das nenne ich mal KUNST!

Großen Applaus von meiner Seite für diese einfallsreichen Kreationen und Themen-Hinterfragungen! Leider musste ich während der Unterbrechung wieder verschwinden, in das VIP-Zelt des Schlagermoves. Aber, wenn ich nächstes Jahr wiederkommen darf, bleibe ich bis zum Schluss!!