Ergreifende Premiere von MEIN HERZ TANZT
Montags im Abaton.
Als der Abspann läuft, tickt mich die Frau an, die genau hinter mir sitzt und mir während des Filmes unregelmäßig ihre Füße in meine Lehne reindrückte, ja manchmal -gestoßen hat, sodass mein Sessel ein gefühltes Erbeben der Stärke 7 standhalten musste. Sie flüstert mir ins Ohr: „Das war aber harte Kost, ja…?“
Ja, das war es. Es war eine rührende Geschichte über eine verbotene Liebe, nach einer wahren Begebenheit, die im Originalton zur Premiere mit Untertiteln gezeigt wurde. Zweisamkeit siegt eben nicht immer, gerade dann nicht, wenn gesellschaftliche Konflikte vorprogrammiert sind und die Menschen zermürbt.
Das Kino war fast ausverkauft, das Interesse an diesen Streifen sehr groß. Anwesend war vor und nach dem Film der Regisseur Eran Riklis. Ein echt sympathischer Typ, der lange und breit erklärte, wie es zu dem Film gekommen ist, warum er ihn drehte und wieso geplante Open-Air-Aufführungen in Krisengebieten, die für 5000 Zuschauer vorgesehen waren, abgebrochen werden mussten oder diese teilweise nicht durchgeführt werden konnten, weil irgendwelche Anschläge oder Morde hätten passieren können: „Ich bin hier, und das zählt…“.
MEIN HERZ TANZT ist die Geschichte von Eyad, der als bislang erster und einziger Palästinenser an einer Elite-Schule in Jerusalem angenommen wird. Eyad ist sehr bemüht, sich seinen jüdischen Mitschülern und der israelischen Gesellschaft anzupassen – er möchte dazu gehören. Und dann ist da Yonatan, er sitzt im Rollstuhl, ein Außenseiter wie Eyad. Schon bald entsteht zwischen den beiden eine ganz besondere Freundschaft und Eyad unterstützt Yonatans allein erziehende Mutter Edna nach besten Kräften.
Sein Leben in Jerusalem nimmt eine neue Wendung, als sich die schöne Naomi in Eyad verliebt. Eine Liebe, die gegenüber Familie und Freunden geheim bleiben muss. Naomi möchte gegen alle Widerstände zu Eyad stehen und auch Eyad ist bereit, alles für Naomi zu tun. Auf seiner Suche nach Zugehörigkeit muss er schließlich erkennen, dass er eine Entscheidung fällen muss, die sein Leben für immer verändern wird.
Als ich während der Interviewrunde so langsam das Abaton verließ, fragte die Frau hinter mir: „Ooch, Sie gehen schon?“ Ja, denn den beim letzten Mal zu jeder Film-Premiere (z. B. bei oder nach Love-Supreme) versprochene ´Sekt im Foyer` für alle gab es dieses Mal nicht. Daher verwirrte mich diese Ansage damals schon, als es hieß: „Wir laden Sie, wie immer, ein!“. Schade, denn das hätte die Gesprächsrunde sicher aufgelockert und einen perfekten Ausklang beschert.
Mein Herz tanzt
sehenswerte, schwere Kost
ab jetzt im Kino