SIXT springt drauf: Applaus für Anke Engelke und die Deutsche Bahn
ICH fahre selbst Deutsche Bahn, die gerade versucht, mit der Webserie „Boah, Bahn! Wir sitzen alle im selben Zug“ und Anke Engelke als „Zugchefin“ Tina, ihr angeschlagenes Image durch Humor und Selbstironie aufzubessern. Birgt das die Gefahr der Normalisierung des Schlechten?
Auf jeden Fall springt SIXT auf den Zug mit drauf und veräppelt erneut den Spot.
Lacht die Bahn (nicht) über sich selbst, wenn sie eine Serie inszeniert, in dieser Missstände zwar humorvoll, aber eben als tragikomische Komödie und auf Kosten des Personals rüberbringt? Deutschland tut das sicher nicht!
Anstatt Probleme zu lösen, wenn wir uns von den Uniformierten beschimpfen, sogar aus dem Zug werfen lassen, wenn die Fahrkarte nicht richtig ist, werden nun Gags gemacht.
ICH finde diese Werbung erschreckend unwitzig und meine, eher bessere Leistung anbieten zu müssen, statt auf eigene Kosten Spot über sich selbst herabzulassen. Wäre es schließlich nicht sinnvoller, Kohle in die technische Infrastruktur oder die personelle Entlastung der tatsächlichen Zugchefs stecken zu wollen, als sich selbst aufs Korn zu nehmen!?
„Wenn man mich bestehlen will, dann muss man meine Bahncard nehmen…“, sagt die Schauspielerin, die sogar (wahrscheinlich geschenkt) die Bahncard 100 haben soll, gerade das Praktikum absolvierte und andererseits ihren neuen Film auf dem Fest in Hamburg vorstellte.
Ebenso verstehe sie den Groll nicht, den man gegen die Bahn hege, bemerkt Anke Engelke.
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Filmfest Hamburg 2025: Anke Engelke…
ICH schon.
Zu teure Tickets, defekte Türen, verstopfte Toiletten, liegengebliebene Züge, ausgefallene Klimaanlagen, Kabelbrüche, Brände, arrogant-unfreundliche Schaffner:Innen…! Die Liste der Negativ-Schlagzeilen nimmt doch gar kein Ende.
In China habe ich es gesehen, wie Verkehr, incl. perfektem Service funktionieren kann. 98% aller Trains gehen wie angekündigt ab, kommen am gebuchten Ziel an. Wir brauchen gar nicht so weit weg zuschauen – die Schweiz ist ebenso korrekt. Warum schaffen es die Deutschen nicht?
Applaus für die Mitarbeiter? Anke Engelke für Deutsche Bahn
Ab und an geht’s sogar kostenlos, Zug zu fahren, wofür ich dann Danke sage. Mittlerweile macht die Crew im Flixtrain besseren Service ohne Service, als es die DB je machen konnte.
Darum frag ich mich, was hier „Kompliment an die Mitarbeiter“ heißt! Es erinnert mich stark an die Corona-Zeit, in der die Leute auf den Balkons standen und applaudierten, wegen der Anerkennung an ihre Arbeit. Dazu kann ich mal begegnen, dass, wenn ich als Entertainer und Kellner in der Gastronomie meine Gäste bestrafen würde und die nicht mit meiner Erfahrung, erlernter Kompetenz, Talent und ungespielter Mentalität so bedienen würde, das der Trinkkgeldpot überläuft, wäre auch dieser Job weg.
All das hat das Produkt BAHN nicht!
Dienstleistung, die keine ist?
Freunde, DAS kann nicht funktionieren!!!
Anstatt also die Klappe zu halten und mit Pünktlichkeit oder vorbildlichem Verhalten zu agieren, das Publikum über Sauberkeit und (un)freundliches Personal urteilen zu lassen, versucht man tatsächlich die komische Witze-Ecke durch Schauspieler:Innen zu bedienen, um einen Imagewandel zu versuchen. Das finde ich lächerlich.
Der Begleiteter im Anzug leidet vielleicht selbst unter den Widrigkeiten. Die Reisenden sind auf der anderen Seite die Kunden, die für eine Dienstleistung bezahlen, die oft nicht erbracht wird. Viele Pendler können nicht über eine Stunde Verspätung lachen, da es existenzielle Auswirkungen auf ihren Alltag haben kann.
Selbstironie als Ersatzteil-Lager? Anke Engelke und Gratwanderung der DB-Imagekampagne
Die Idee, eine beliebte und glaubwürdige Komikerin zu arrangieren, genau diese für eine Webserie zu gewinnen, ist aus Marketingsicht nicht dumm. Schließlich ist es dann ein Job!!
Produziert von den Machern von „Stromberg“, geht es im Format um den stressigen und oft absurden Alltag des Zugpersonals, mit einem Augenzwinkern verpackt. Das Ziel: Empathie für die Mitarbeitenden zu wecken und damit die Deutsche Bahn „über sich selbst lachen“ zu lassen, finde ich bedenklich.
Deutsche Bahn: Service ist was anderes
Grüne, Mehdorn, Ludwig – hätte man sich als Bahn-Chef nicht nur die „Diäten“ erhöht oder sinnlos versucht, die Bahn an die Börse zu bringen, um so die Ablenkung von den eigentlichen Problemen zu inszenieren: Die zentrale Kritik ist, dass diese Form der „Selbstironie“ als ein Versuch gewertet werden kann, von den fundamentalen und systemischen Problemen der Deutschen Bahn abzulenken. Pünktlichkeit, marode Infrastruktur, überfüllte Züge und mangelnde Investitionen sind das, was Fahrgäste WIRKLICH frustriert.
Fazit über Deutsche Bahn:
Die Kampagne ist sicherlich unterhaltsam, erreicht ihr Ziel, Sympathie für das oft zu Unrecht gescholtene Personal einzufordern, NICHT! Sie ist kein gelungener Versuch moderner und selbstironischer aufzutreten, weil mich diese Strategie NULL getoucht hat. Also ist dieser Image-Move unwirksam, weil er als plumpe Verschleierung der weiterhin bestehenden massiven Qualitätsprobleme dienen wird.
Deshalb ist die Botschaft: Lachen hilft kurzfristig, Pünktlichkeit ist die beste PR. Solange die Züge ausfallen und Verspätungen, die Anke Engelke nichts ausmachen, die Regel sind, bleibt die Serie eine aufwändige Geste, die das tatsächliche Imageproblem nur oberflächlich kaschiert.





