Heinz Strunk-Lesung in der Elbphi: „Es ist immer so schön mit dir“
HEINZ STRUNK Lesung – neues Buch in der Elbphilharmonie vorgestellt: „Es ist immer so schön mit dir“ in der Elbphilharmonie – Wir haben selten so herzhaft gelacht!
13.09.2021, Elbphi. Daumen drücken an sich selbst. Warum? Hier kommt die Antwort. Der Veranstalter begrüßt uns mit einer kurzen Ankündigung des Künstlers. Er sei einer der unkompliziertesten, die gegen 18:45 erscheinen, mal eben noch schnell 100 Bücher signieren und dann sogleich seine Lesung beginnen würde.
Eines wolle er jedoch wissen, dass Heinz Strunk nach 45 Minuten eine „Pinkelpause“ bräuchte. Nach dem tosenden Applause, als sich der Hamburger an seinem einsamen Tisch in der Mitte der Bühne platzierte, der nur mit einem Mikrofon plus Arm bestückt war, begann der 59-jährige sofort mit dem Dementi. „Ich mag das Wort gar nicht aussprechen oder wiederholen. Ich kann nur sagen, ich benötige eine kleine Pause, um meine Flöte zu holen…“ Das tat er nach einer knappen Stunde des Vorlesens dann auch.
Währenddessen durften die Plätze nicht verlassen werden. Solidarisch äußerte sich der Autor danach: „Ich verzichte auch auf Wasser. Diesen Humbuck lehne ich eh ab, weil es komisch aussieht, wenn jemand so langsam, noch während des Lesens, die Hand zum Glas bewegt, um es dann in Zeitlupe anzusetzen. Und außerdem sollte diese Zeit auch ohne Flüssigkeit überbrückbar sein, ohne gleich zu hydrieren…!“
Durch seine Coolness hatte er die Leute sofort
…auf der Heinz Strunk-Lesung in der Elbphilharmonie auf seiner Seite, die sich schon jetzt köstlich amüsieren. Auch, als er erwähnte, dass die Seuche an ihm nicht einfach so vorbeigegangen sei. Hatte der Schriftsteller etwa Corona?: „Mein Lispeln hat sich auf jeden Fall etwas verstärkt, für das ich früher oft gehänselt wurde…“ Und weiter meint er im nächsten Atemzug noch: „Hoffentlich kann ich dieser riesen Lokation (für alle Besserwisser – Wort geschrieben, wie gesprochen) als Einzelner gerecht werden…“, ergänzt der Hamburger noch. „Daher heißt es; Daumen drücken an mich selbst.“
Schließlich erinnern wir uns daran, dass zum Erscheinen seines Bestsellers Der Goldene Handschuh vor fünf Jahren das irre und viel engere Theater auf dem Kiez bis auf den letzten Platz besetzt war und er, der Vorleser für Raunen und Ekelschmatzen sorgte, wenn er die Hauptfigur beschrieb. Erniedrigung, bespickt mit verfaulten Begriffen, begleitend mit der Beschreibung von Fietes Abgründen, die wie eine Überdosis an Alkohol erinnerte, wird uns schonungslos erklärt, wie dieser Mörder tickt. So einen Stoff musste man erst einmal verdauen.
HEINZ STRUNK Lesung – neues Buch in der Elbphilharmonie vorgestellt:
Aus 65 000 Wörtern hat er für diese Show
…nun eine erste Zusammenfassung des neuen Werkes „Es ist immer so schön mit dir“ zu 4500 geschrumpft, um einen Eindruck und den wesentlichen Inhalt rüberbringen zu können. Den hat er auf, mit wahrscheinlich Schreibmaschine oder eben Rechnertastatur, ebenso auf Papier gebracht, welches den Schreibtisch in der Elbfie fast komplett einnimmt. Es braucht eben den Platz, um erklären zu können, das in dieser neuen Story seine Figuren in einer toxischen Liebesbeziehung feststecken, in der es eigentlich nur darum geht, dieses ungleiche Zusammensein zu proben.
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In Passagen seines neuen Romans „Es ist immer so schön mit dir“
…hat der Schauspieler witzige Salven eingebaut, über die das Publikum immer wieder herzhaft mitlacht. Allerdings erkennt Strunk selbst, dass er, wenn er immer schneller lese, ihm die Sätze ein wenig wegen der Aufgeregtheit entgleiten würden: „Hier muss ich noch was ändern und nochmal kürzen!!“, so sein Urteil über seine abgespeckte zwei Stunden-Version.
Mir macht das alles nichts. Denn sein Hamburger Slang wertet das Ganze wieder auf. Während ARD-Sport-Kommentatoren wie Bela Réthy und Co., die uns seit Jahrzehnten an zu vielen Fußball-Spielen mit ihrem Dumm-Gesabbel abnerven (TouchYou.de berichtete) und das Ergebnis ist, dass man ihnen nie zuhören kann, hat Heinz Strunk einfach Charisma in der Stimme und den Flow geerbt, den man braucht, um ein Unterhalter zu sein. Seine lockere und unverblümte Erzählweise kommt dazu, die eine freie und herzhaft-explosive Stimmung erzeugt, die richtig Spaß macht.
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WIR haben lange nicht mehr so herzhaft gelacht
WIR haben lange nicht mehr so herzhaft gelacht. Und dass uns das auf der Heinz Strunk Lesung in der Elbphilharmonie passiert, war nicht nur großes Kopfkino, sondern auch ein Sound-Erlebnis.
Zum Schluss flötete er uns das Lied „Fremde oder Freunde“ von Howard Carpendale, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Das war schon sehr unterhaltsam…