Im TV: The Wolf Of Wall Street – warum dieser Film immer aktuell ist

Auf ARTE im Februar: Warum mich The Wolf Of Wall Street mit Leonardo DiCcaprio traurig und glücklich zugleich macht und ich nie ein Broker wurde, obwohl ich die Chance dazu hatte, das lest ihr hier:

ARTE zeigte den Drogen-Thrill am 11.02. um 21.55. Der Missbrauch von Vertrauen steht im Mittelpunkt der Botschaft, mit der sich der Film beschäftigt. Schneeballsysteme, die „Freundschaften“ entweder zusammenschweißen, wenn sich Neulinge auf den Leader einlassen, der andere für sich arbeiten lassen muss, um überhaupt ne Mark zu verdienen, ist das Eine. Sie zerbrechen zu lassen, wenn das alles schiefgeht, ist die bitterere Seite. Das Ganze ist eine Sache, die „Träumer“ vom schnellen Geld mit viel Talent da hinbringen, die mit Betrügen, Diebstahl und Humor einen unterhaltsamen Cocktail aus der Story machen, den nur der Regisseur richtig mixen kann! Dazu kommt noch die Sucht nach Sex und Macht, die durch Geld geschaffen wird.

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The Wolf Of Wall Street: Das Film Plakat…

The Wolf Of Wall Street (2013): Wie cool muss eine Pool Party sein?

Wenn eine nackte Blaskapelle in den Büroräumen aufmarschiert und danach noch ein paar gebuchte Prostituierte hinterherlaufen, die als Belohnung einer guten Woche herhalten müssen oder wollen, sich die Broker gleichzeitig wie Kinder benehmen, indem sie im Handstand Sandwiches verspeisen, ist das der Gipfel der Geschmacklosigkeit. Damals gab es noch nicht sowas wie Me Too, indessen Rahmen man sogleich protestieren hätte können.

Ein Arbeitskollege schwärmte doch gerade letzte Woche, dass er auf Netflix den fucking durchgeknallten Börsenfilm mit Leonardo DiCaprio und Margot Robbie gesehen haben will. Und da ich diese Drogen-Story als Blu-ray in meinem Regal stehen hatte, holte ich die doch glatt noch einmal ein paar Abende später raus und berieselte mich drei Stunden lang mit dieser völlig absurden Geschichte, die ich schon fast wieder vergessen hatte.
Danach alle Dokus und Making Offs, die mit drauf sind.

The Wolf Of Wall Street: Pool Party…

Wer war Jordan Belfort?

Nicht, dass ich was dagegen hätte, mir diesen Spaß immer wieder von vorne zu geben, weil dieser Film ja schon ein paar Tage auf dem Buckel hat. Nein. Es ist nur so, dass ich ebenso in den Neunzigern die Möglichkeit hatte, als Broker zu arbeiten und einen Haufen an Cash hätte machen können. Mir fehlten jedoch die absolut letzten Moral-Killer, die mich dazu gebracht hätten, meine letzten Nerven abzuschalten und nur an Geld zu denken.

Oberflächlichkeit und Materialismus, der gestärkt wird mit Größenwahn – das ist die Formel, die Menschen zu Zombies macht und den Sieben Todsünden einen Namen gab. „Mit Gras entspannen, Koks zum Wachwerden und Opium, weil’s geil ist…“ Das sind die Sprüche und Zitate eines reichen Mannes, der von DiCaprio so wunderbar gespielt wird, dass es mir schwindelig wurde.

The Wolf of Wall Street: Blu-ray Cover mit Leonardo DiCaprio

The Wolf Of Wall Street: Warum ich nie Broker wurde

Hätte ich das also auch erreichen können, wenn ich drangeblieben wäre? Schon möglich.

Drogen nahm ich nie, weil ich diese Wesensveränderungen an den Menschen in meiner Umgebung hasste und ich sie vor den Apotheken als arme Pferde kotzen sah. Zudem unterstütze ich eine Organisation, die Obdachlose betreut. Wenn die rückfällig werden, ändert sich nicht nur das Wesen, sondern auch der Körper. Der Kopf scheint kleiner zu werden und der Geist sowieso. Jedenfalls, wenn sie zu Crystal greifen und sofort abhängig sind.

Naja, zurück zu Wolf Of Wallstreet. Hier wird dieser Exorzismus konkret dargestellt. Dafür spricht auch, dass einer der zwei Lamborghinis während des Drehs beschädigt und der andere danach versteigert wurde…

Ein Typ wie ein Rockstar, der glaubte, die Moral zu umgehen, durch Speed und Größenwahn. Die Frage ist doch: Wer war eigentlich Jordan Belfort? Man könnte schon sagen, dass der einen kleinen Scarface der Neuzeit darstellte. Er war genau das Gegenteil von dem, was ich im Sozialismus der Ost-Zone lernte: Loyalität, das Mittellosigkeit keine Schande ist und sich dem Nächsten zu öffnen. All diese Werte brachen zusammen, wie ein Kartenhaus, als die Mauern fielen. Wenn dieses Phänomen die Banken betrifft, die unser Geld verspekulieren, haben alle die Panik in den Gesichtern.

Wie uns Money in Normen zwingt, in Formen presst, damit wir funktionieren, das ist schon gruselig.