Marcello Fonte zu DOGMAN-Debüt: „Ich schlich mich da rein, wo es Essen gab.“
ARTE zeigte im Oktober diesen krassen Film. Ich bin als zertifizierter Redakteur im abgefahrenen Talk mit Marcello Fonte, dem DOGMAN-(Mit)Macher. ICH traf den Schauspieler wegen seines Besuches zum Filmfest Hamburg 2018 und war überrascht, was der für eine ulkige Geschichte zu seinem Filmdreh und der Entstehung zu erzählen hatte:
„Ich schlich mich rein, weil ich wusste, hier gibt´s was zu essen…!“ Marcello Fonte.
Diese Story klingt wie ein amerikanischer Traum, nur in Europa!
11.10.2018. Dieser italienische Drama-Film von Matteo Garrone (Gomorrha), nein, dieser Actor hat mich so getoucht, dass ich ihn fragte, ob er mit mir über seine fantastische Leistung reden möchte! Er sagte zu und nach der Sichtung des Filmes traf ich den Schauspieler Marcello Fonte, der in Cannes die Goldene Palme für den Besten Hauptdarsteller in DOGMAN bekommen hat. Er erzählte mir sehr humorvoll seinen Weg vom Tellerwäscher über den „Neben-, Hauptdarsteller“ bis hin zum Regisseur! Der Film wird gerade in vielen Ländern gezeigt und startete am 18. 10. 2018 in den Deutschen Kinos.
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Warum DOGMAN ein Muss für alle Home-Kinofans ist:
ICH traf diesen interessanten Mann, der wahre Geschichten aus dem Leben zu erzählen hatte, zum Interview. Lange überlegte ich die richtigen Fragen zu stellen. Aber das ist alles völlig egal. 30 Minuten sprachen wir über alles das, was ein Deutscher Film“Held“ niemals zugeben würde. Denn so klein und unscheinbar, wie dieser Typ wirkt, ist er gar nicht. Faustdick hat es der in Kalabrien geborene hinter den Ohren. Seine Geschichte, wie er es zum erfolgreichen Schauspieler geschafft hat, die so in keiner Biografie steht, hörte ich mit geöffnetem Mund, gespannt und staunend. Sogar die Dolmetscherin lachte mit uns und hatte ihren Spaß:
Das Leben schenkt einem nichts. Kennt man Dich, kriegst Du alles!
Im abgefahrenen Talk mit Dogman-Star Marcello Fonte
…und schon waren wir mitten im Gespräch, einfach so, als wenn wir uns zehn Jahre kennen würden:
„…irgendwann „zog“ ich ´99 nach Rom. Du musst dich entscheiden – Casa Mama oder was Eigenes! In einem kleinen Loch oder Keller hauste ich dann als Künstler dort, um meinen Traum zu leben, ohne Toilette, meine Fekalien selbst entsorgend. Erst lernte ich, in eine Flasche zu pinkeln, dann das „größere Geschäft“ später wegzuschmeißen.
Den Job als Wächter im Teatro Valle brauchte ich, um überleben zu können. Bei Filmproduktionen schlich ich mich unangemeldet ans Set, ließ mich als Statist einkleiden, weil ich wusste, hier gibt es was zu essen. Weil ich schon da war, durfte ich mitmachen. So habe ich mich durchgeschlagen und durchgeklaut…
Heute gibt es keinen Hunger mehr. Früher haben die Jäger gejagt, weil sie nichts zum kauen hatten, heute jagen sie dem Ruhm nach…
Jedenfalls, 2002 spielte ich schon eine kleine Nebenrolle in ´Gangs of New York` und ich wollte mir das Geld wirklich verdienen, was sie mir dann gegeben haben…“
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Marcello Fonte mit seinem Regie Debüt Dogman und im Talk
TouchYou.de: Kommen wir zu Dogman. Wo habt ihr das Dorf hergenommen, indem gedreht wurde?
Marcello Fonte: „Es ist ein amerikanisches, verlassenes Village, sie hatten es damals besetzt. Derzeit ist ES ein touristisches Anziehungsmagnet. Wir haben nicht nur dort gedreht. Zum Beispiel gab es den Platz mit den Schaukeln gar nicht. Und während des Aufbaus der Szenen, wurde von der Behörde beschlossen, da eine Baustelle einzurichten. Weg war unser Drehort. Dann haben wir die Szene mit dem Motorrad improvisieren müssen, einfach eine Straße neu gebaut…“
TY.de: War es eine Low Budget-Produktion?
MF: „Ich habe nicht mitgezählt…“
TY.de: Ich frage deswegen – Viele Passagen in dem Film wirken sehr vernebelt, düster…
MF: „No, no, no… Das stimmt nicht ganz. Wenn die Tochter auftaucht, dann scheint die Sonne, kommt Liebe rein, wird es hell, und die Stimmung ist gut. Was die andere Seite betrifft – 50 Leute standen nicht nur hinter der Kamera, sondern haben dafür gesorgt, dass genau diese Laune erzeugt wird. Die Kunst ist es, diese Schlichtheit herzustellen. Das ist eben die Magie, wenn man den Eingriff der Menschen, diese Konstruiertheit nicht feststellt, sondern das so wirken lässt, als wenn da gar nichts dran gemacht wurde. Das Licht muss eine gewisse Graustufe erreichen, in der kaum Farben deutlich werden, dann ist das eine gewaltige Leistung. Wenn Du da bist, aber du merkst es nicht…“
TY.de: Unterschiedlicher können die Charaktere ja nicht sein, richtig? Es scheint, es ist ein Kampf David gegen Goliath?
MF: „Einer arbeitet mit Schlauheit und der Andere mit grober Ignoranz. Simonchino ist eine Persönlichkeit, die agiert bis zehn Minuten weiter und ist eine Figur, die nicht strategisch denkt.“
TY.de: Nochmal zu deiner Auszeichnung durch den besten Hauptdarsteller, die Palme in Cannes…
MF: „Ja, nicht erst seit dieser Ehrung, sondern schon seit einiger Zeit erkennen mich die Leute fast überall und auch auf der Straße. Gestern bin ich in Venedig auf einem Airport gestrandet, verpasste den Flieger. Konnte nicht weiter und musste dort übernachten, fuhr zum Hauptbahnhof. Alle fragten sich, wie ein Goldener Palme-Gewinner hier sein kann. Plötzlich kümmerten sich alle um mich. Ein Mode-Designer schenkte mir seine Jacke, andere nahmen mich mit zum Sightseeing. Dann war da son junger Künstler, der total demoralisiert war, mir aber das Herz öffnete. Ich konnte eine Ermutigung aussprechen. Er brauchte Kraft, meinen Rat und ich habe meine Geschichte erzählt, dass ich jahrelang kein Geld hatte und jetzt das bin…“
TY.de: Dogman wird auf der halben Welt gezeigt, auch in Deutschland. Welche Reaktionen sind dir vom Publikum bekannt?
MF: „Vor vier Tagen war ich in Ägypten, dann in Jerusalem, Los Angeles. Die Leute waren überall so happy, weil sie gespürt haben, ich bin einer von ihnen. Viele erkennen sich in dieser Geschichte wieder und sagen mir das auch. Daher kommt diese Ehrlichkeit, mit der diese Sache erzählt wird, gut an.
Seit dem Gewinn der Palme wollen auch alle meinen neuen Film zeigen, den ich gerade abgedreht habe und in dem es um mein Leben geht: Donk Flies oder Asino Vola…“
„Jetzt muss ich erst einmal eine rauchen…“, Marcello Fonte. #ffhh18