Film: IVO – Plakat

IVO: Wenn sich Pflege und Liebe kreuzen – eine persönliche Film Kritik

Kritik: Warum IVO und der Film in uns allen steckt und ich mich selbst in dieser verzweifelten Rolle wiedergefunden habe, das erzählt meine Geschichte hier:

Wie sehr ich mich in genau diese Hauptrollen hineinversetzen kann, zeugt von dem Zustand, den das Leben so spielt.

In Berlin habe ich es mit einem dementen Bekannten zu tun, den ich heute zeitweise pflege. Das irre an dieser Sache ist, dass Mark, so will ich ihn mal nennen, genau am Tag der PV seinen Geburtstag hatte.

Mark hat sein Kurzzeitgedächtnis fast vollständig verloren. Der Horizont ist längst vorne drübergekippt und hat keine Chance mehr, erweitert zu werden. Er kennt zum Beispiel nur eine Version davon, wie man Rühreier macht. Andere Wege nach Rom werden nicht akzeptiert. Das macht Kommunikation verdammt schwierig.

Natürlich kann man darüber lachen, und zwar tut das ein Familienmitglied, dieses ebenso an einigen Tagen vorbeischaut und bestätigt, dass es doch mehrere Möglichkeiten gibt, Eier aufzuschlagen. Aber darum geht es nicht mehr.

Noch ist mein persönlicher Protagonist nicht bettlägerig, jedoch schläft er täglich lang, mit der Begründung, weil es sich so schön warm anfühlen würde. In seinem Verhalten im Wachzustand wird er dabei immer unverschämter und beherrschend.

IVO: Eine Persönliche Film Kritik

Die Frage ist, wie lange man diesen Anstrengungen ruhig standhalten kann. Genau diese Frage beantwortet der Film grandios mit seiner Unbefangenheit, sodass man denken möge; ist das jetzt ne Doku oder sind das echte Schauspieler…!?

Der Punkt ist es doch, wie sehr man sich auf ein Niveau herablassen kann, um so ein langsam dahin schimmelndes Gehirn bearbeiten und ertragen zu müssen. Denn Besserwisserei und ständige Belehrungen, wie man Dies und Das zu tun hat, die die Endkonsequenz dessen sind, wenn Wahrnehmungen wegbrechen, sind irgendwie lähmend.

Deshalb bin ich voll und ganz bei den ProtagonistInnen, die da im Pflegedienst selten die Nerven verlieren, ja, sich sogar mal kurz vergessen. Als Gegengewicht schläft die Pflegekraft mit dem Mann seiner dahinsiegenden Frau. Bis sie stirbt ist diese Liebschaft ein Teil zwischen der Verantwortung von Pflegedienst und Dreiecks-Miteinander…

Denn wenn man daraus das Positive herausarbeiten möchte, ist es die Sache, die uns dazu bringt, zusammenzuraufen, um einen privaten Patienten durch seinen letzten Abschnitt zu begleiten…

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Film: IVO ist Pflegekraft und verzweifelt so manches Mal…

Die Story um IVO: Eine Film Kritik

Ivo arbeitet als ambulante Palliativpflegerin. Täglich fährt sie in unterschiedliche Haushalte. Zu Familien, Eheleuten und Alleinstehenden. In kleine Wohnungen und große Häuser. In immer verschiedenes Leben und Sterben, in immer verschiedenen Umgang mit der Zeit, die bleibt.

Zuhause haben sich ihre pubertierende Tochter und ihr Hund wegen Ivos Arbeitszeiten längst selbstständig gemacht. Von früh bis spät ist Ivo in ihrem alten Skoda unterwegs, die Freisprechanlage stets in Betrieb. Das Auto ist ihr zum persönlichen Lebensraum geworden, hier nimmt sie ihre Mahlzeiten zu sich, arbeitet, singt, flucht und träumt.

Solveigh, eine Patientin, war schon vor ihrer Erkrankung eine enge Freundin. Auch zu Solveighs Mann Franz hat Ivo eine enge Beziehung. Tag für Tag arbeiten sie bei der Pflege von Solveigh arbeiten zusammen. Und sie schlafen miteinander. Solveighs Kräfte schwinden, bald ist sie bei den einfachsten Verrichtungen auf fremde Hilfe angewiesen. Die letzte Entscheidung will sie alleine treffen, Franz soll nichts davon erfahren. Sie bittet Ivo, ihr beim Sterben zu helfen.

D 2023, 103 min