Joan Baez: Diese Doku ist ein lebendiger Rückblick mit Höhen und Tiefen

Joan Baez Kritik: Diese Doku ist ein lebendiger Rückblick mit ihren Höhen und Tiefen.

„Gefühle kommen und Gefühle gehen“ – Joan Baez sieht, mit ihren ergrauten Haaren und der gealterten Haut immer noch sehr gut aus. Ihre Augen wirken heute klar und so, als würden sie eine Art an Wärme ausstrahlen. Diese Stimme ist einfach eine Sensation und hat einen irren Wiedererkennungswert. Mit ihr wurde die heute über 80-Jährige mit 18 Jahren plötzlich weltberühmt.

Wir konnten nie wissen, was sie da singt, also die Texte nicht übersetzen lassen. Dennoch – dieses Karma erreichte auch uns. Baez war für uns, die wir in der Ost-Zone lebend und hinter Mauern eingesperrt waren, unerreichbar. Als die ersten Gegenkonzerte, so gegen Ende der Achtziger dafür sorgten, dass Joe Cocker und Bruce Springsteen in Weißensee auftreten durften, weil hinter dem Brandenburger Tor Michael Jackson und Pink Floyd spielten, war Joan Baez nicht dabei. Jedoch wussten wir trotzdem, dass es diese Sängerin gibt. Schließlich drang ihre Musik auch an unsere Ohren, und zwar über die bekannten Umwege…

Als sie irgendwann mal in Hamburg erneut ein Konzert gab, erinnere ich noch die Enttäuschung einer Freundin, die es bereute, ein Ticket gekauft zu haben. Ihren Schilderungen nach, soll das ein echter Bocklos-Gig gewesen sein. In der Doku schildert die Sängerin die Zeit in Paris, in der sie den Verführungen des schnellen Lebens nicht widerstehen konnte und dort sogar deswegen depressiv wurde! Vielleicht war das ja wieder so ein Tag, der nicht gut war…

Außerdem zu sehen, wie Joan mit ihrer Karriere begann und wie sie diese nutze, um politische Statements zu setzen. Drogen, die sie außer Kontrolle setzen und für nicht mehr volle Säle sorgten, gehören ebenso zu ihrer Geschichte. Wütend über sich selbst, weil sie sich kaputt gemacht hat, kehrt sie nach innen, um Reichtümer zu suchen.

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Joan Baez: DVD Titel Foto…

Zur Film-Doku über Joan Baez: Kritik

Seit mehr als 60 Jahren ist Joan Baez eine der bekanntesten Stimmen der populären Kultur. Sie hat mit ihren Liedern, aber auch ihrer aufrechten, kämpferischen Haltung Generationen von maßgeblichen Künstlern sowie Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst. Nun blickt die wichtigste amerikanische Folksängerin zurück auf ihre Karriere und ihr Leben. Von ihren lebenslangen emotionalen Problemen, über ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King, bis hin zu der schmerzlichen Beziehung mit dem jungen Bob Dylan. In offenen, ungeschminkt ehrlichen Gesprächen, die ungeahnte persönliche Kämpfe und innere Dämonen zu Tage fördern, gewährt sie einen tiefen Blick in ihre Seele. Das Ergebnis ist ein filmisches Dokument von mitreißender Power, das einer außergewöhnlichen Frau ein würdiges Denkmal setzt.

„JOAN BAEZ I Am A Noise“ ist weder konventionelles Biopic noch traditioneller Konzertfilm. Mehrere Jahre folgten die Regisseurinnen Karen O’Connor, Miri Navasky und Maeve O’Boyle der ikonischen Künstlerin. Im Laufe des Films zieht Baez schonungslos Bilanz und enthüllt auf bemerkenswert intime Weise ihr Leben auf und abseits der Bühne. So entstand eine immersive Dokumentation, die fließend durch die Zeit gleitet. Sie begleitet legendäre Musikerin auf ihrer letzten Tour und greift auf bis heute nie gesehene Archivaufnahmen zurück. Aus Home-Movies, Tagebucheinträgen, Kunst, Therapie-Bändern und anderen Audio-Aufnahmen formt sich das Bild einer einzigartigen Frau, die nur mit einer Gitarre bewaffnet und ihrer unverwechselbaren, glasklaren Stimme, Musik- und Weltgeschichte geschrieben hat…

Fazit

Ein schonungslos, mit sich selbst abrechnendes Portrait, indem Drogen, Dämeonen und Schwächen thematisiert werden. Wirklich sehenswert!