Kultur auf Kuba – Wie sich der Sozialismus nach und nach aufweicht
Februar, 2020. Habana. DIESES ist ein sozialistischer Bericht.
Auf ARTE verfolgte ich noch ein Fluchtdrama aus dem Jahr 2018 (Kuba – Flüchten oder standhalten??), in dem die Einheimischen in einem kleinen Holzboot versuchen, die USA zu erreichen, dabei an Land und auf See mit Kameras begleitet werden: „Wir wollen weg, von Fidel Castros Mentalität…“
Eines ist klar; der Sozialismus ist dabei, sich grade (leicht) aufzuweichen, weil das Land, nicht zuletzt wegen der CORONA-Krise, die nun allen und auch dem letzten Kommunisten zeigt, dass Plan-Wirtschaft Bullshit ist und vor dem endgültigen Kollaps steht. Deshalb darf die Märchen-Währung CUC ab jetzt, Januar 2021, auf 1:24 offiziell abgewertet werden. ABER: Restaurants in den eigenen Wohnungen, Nagel-, Massage- oder Barber-Shops sind jetzt offiziell erlaubt. Wer eine Lizenz dafür bekommt, der darf durchstarten.
Dazu kommt:
Kuba öffnet sich seit ca. fünf Jahren, so langsam auch kulturell. ICH traf in der Fabrica de Arte den Künstler Enrico Rottenberg persönlich, suchte nach den Street-Art Projekten des Sprühers 2+2=5 und traf einen echten Tattoo-Stecher, der die Verbote des Staates geschickt umgeht.
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Denn Tattoos auf die Haut zu bringen, das ist auf Kuba verboten. Sie zu haben, nicht. Wie hängt das zusammen? „Sie werden es auch hier erlauben müssen, weil sie die Steuern einkassieren wollen…“, meint eine Freundin von ihm, die aus einem Land kommt, welches wesentlich freier lebt – Frankreich. Eine Lizenz braucht Miguelle für sein „Casa-Studio“ nicht, welches er sich in seiner Wohnung sehr funktionell eingerichtet hat. Und so wandert der Netto-Reingewinn in seine Tasche. (Mehr in der nächsten Folge)
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Straßen-Kunst und Fabrica de Arte
Und jetzt kommt die größte Überraschung – Das, was sie 63 Jahre nach der Revolution „Socialismo or Muerte“ (Sozialismus oder Sterben) vernachlässigt haben, beginnen sie zu reparieren. Nun werden einige Häuser renoviert, um sie angeblich „dem Volke zurückgeben zu können“, Abwasser-Rohre verlegt und – besonders nach dem Aufheben des Farb-Verbotes – Mauern mit Graffiti verschönert. Das nährt den Boden für Artists und Sprüher, die natürlich illegal agieren, mit ihren Kunst-Werken für Aufsehen sorgen, wenn sie die kaputten Wände im Vintage-Style verzieren. Ein echter Kubaner hat es mit seiner Straßen-Kunst dauerhaft in die Fabrica de Arte geschafft, als wenn der Staat sagen möge; schaut her, wie offen wir sind…
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Die Fabrica de Arte feierte gerade ihren fünften BD. Die Location erreicht man am besten mit einem Sammel-Taxi aus dem Centrum Havannas aus, für einen CUC. 2 CUC Eintritt, und die kubanische Kunstwelt öffnet ihre Tore. Hier traf ich den Künstler Enrico Rottenberg, der mit seinen Werken großes Aufsehen erregte und diese im Februar 2020 hier ausstellte. Gleich eine ganze Etage mietete er ein, damit er besonders viel unterbringen kann, was er in den vergangenen Jahren produzierte. Wow, diese Handschrift war genau nach meinem Geschmack. Ein Selfie, bitte? „Yes, Sir, no Problem…“!
Auf den Spuren von Carlos Acosta
…zu sein, das ist ein vergleichsweise grober Staatsakt. Dazu muss man wissen, dass man die neue Tanzschule des berühmtesten Tänzer Kubas, über den der Film JULY handelt, nicht einfach nur so besuchen darf. Sondern dafür muss man von Deutschland aus ein „Programm“ einkaufen, mit dem der Zugang + einem Interview möglicherweise genehmigt werden könnte.
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Kunst und Kultur, die Polizei und mi cuba, mi calle, mi casa – all das in einer der nächsten Folgen auf meinem blog.