Studioalbum: „Das eine Leben“ von Marius Müller-Westernhagen erschienen

Studioalbum: „Das eine Leben“ von Marius Müller-Westernhagen erschienen.
Er gab schon unzählige Abschieds-Touren und sagte: „Das ist die letzte!“. Dann hieß es: „Ich habe nie gesagt, dass ich aufhöre…“ Hä? Und tatsächlich müssen wir uns vermutlich erneut auf Stadion-Auftritte vorbereiten, die ja wegen der Pandemie abgesagt wurden und er sie nun doch geben wird. In diesem EINEN LEBEN entscheidet er sich also mal so und mal so. 

Marius Müller-Westernhagen Cover – DAS EINE LEBEN

Virus setzte Westernhagen in Kapstadt fest

Das Coverbild ist total verzerrt, wie die wahrscheinliche Stimmungslage. Er tingelt derzeit durch alle Talk-Shows und mischt sich überall in die Gespräche mit ein: „Keiner hat im Kapitalismus damit gerechnet, dass man sich auf eine Pandemie vorbereiten muss…“, sagt der Musiker, der sichtlich seine Schwierigkeiten zu haben schien, dass es zwei Jahre Pause vom Leben gegeben hat.

Ich, der aus der DDR kommt, hatte Mangelwirtschaft für immer in der DNA verinnerlicht. Daher ist der große Unterschied zwischen ihm und mir der, damit besser umgehen zu können! Mit diesem Vorteil überlebte ich 24 Monate auf der Couch und verdiente damit noch Geld!

Wir schreiben das Frühjahr 2o2o. Ein perfides Virus hat die Welt fest im Griff, und Marius Müller-Westernhagen sitzt mit seiner Frau Lindiwe in Kapstadt fest. Ein Leben im Lockdown. Auf den Straßen patrouilliert Militär, um die Einhaltung der Ausgangssperre zu überwachen. Auf allen Kanälen Breaking News mit immer neuen Hiobsbotschaften zur Pandemie. Woche um Woche vergeht, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Bleierne Schwere, zähe Monotonie.

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Marius Müller-Westernhagen zu Zeiten, als er sich von der Bühne verabschiedete…

Studioalbum: „Das eine Leben“ von Marius Müller-Westernhagen erschienen

Schweren Herzens muss Westernhagen eine lang geplante Tour absagen. Werden Auftritte je wieder möglich sein? In dem Singer/Songwriter beginnt es zu arbeiten. Tiefgreifende existenzielle Fragen treiben ihn um. Fragen zum eigenen Leben und zur gesellschaftlichen Lage. Vielleicht hat ein Künstler gerade in solchen Momenten die Pflicht zu reflektieren. Westernhagen, seit jeher ein politischer Mensch, kann jedenfalls nicht anders. »Jemand hat mal gesagt: Kunst kommt nicht von können, sondern von müssen. Und dieses Gefühl hatte ich auch.«

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Marius Müller-Westernhagen 2022 – er wird alt und mischt sich trotzdem mit ein…

In welche Richtung ihn dieses Gefühl treibt, weiß er anfangs nicht. Doch davon lässt er sich nicht beirren. Das Schreiben hilft ihm beim Sortieren seiner Gedanken. Nach und nach nimmt der Selbstzweck konkrete Formen an. Westernhagen macht weiter, auch als er Kapstadt endlich verlassen und in seine Wahlheimat Berlin zurückkehren darf. Er schreibt und komponiert ohne Pause.

Lässt es, wie er das formuliert, einfach geschehen. Es ist ein Ansatz, der sich seiner beispiellosen, nun schon mehr als fünf Jahrzehnte andauernden Karriere bewährt hat. »Damit kriegst du eine hohe Intensität und Wahrheit hin. Ich will mich in dem, was ich da vielleicht kreieren kann, auch spüren.«

In diesem Spüren entstehen schließlich die elf Songs zu seinem 23. Studioalbum »Das eine Leben«, das am 20. Mai erschienen ist. Es sind die ersten neuen Songs seit »Alphatier« vor acht Jahren. Dass ihm die Pause im Rückblick nicht so lang vorkommt, liegt auch daran, dass Westernhagen in der Zwischenzeit nicht untätig ist. 2016 spielt er eine »MTV Unplugged« Session ein. 2019 überarbeitet er in einer als Experiment angelegten Aufnahme seinen zum Kult-Status avancierten Klassiker »Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz«. Nur auf komplett neue Westernhagen-Stücke hofft man vergebens.

Seine Begründung dafür ist ebenso plausibel wie naheliegend: »Gerade wenn du eine erfolgreiche Karriere hast, wird es ja immer schwieriger, glaubwürdig zu bleiben. Worüber schreibst du? Ich kann jetzt nicht wieder anfangen, aus der Arbeiterwelt zu erzählen wie zu Beginn. Das nimmt mir kein Mensch ab. Du bist vorsichtiger mit dem, was du sagst. Du reflektierst genauer. Ich schreibe dann, wenn ich denke, ich muss schreiben.«