Wutz(Love)Rock 2016 – Ein Familienfestival Umsonst & Draußen

Dieser einmalige und sommerliche Geruch, mitten im Naturschutzgebiet, hatte sich all die langen Jahre nicht aus meinem Gehirn geschlichen. Als ich mich dem Wutzrock-Gelände am Eichbaumsee näherte, inhalierte ich diese frische und echte Mischung aus Pilzen, Gräsern und Wald, die sofort an die Ferienlager der Siebziger, zu denen wir zu den Ost-Zonen-Zeiten mehr oder weniger gezwungen wurden, erinnerte. 

Zwang erlebte ich jedoch hier gar nicht, im Gegenteil, denn DAS nenne ich mal außergewöhnlich. Gerade, wenn es Festivals wie Sand am Meer gibt, ist es wichtig, miteinander zu kommunizieren und nicht gleichgültig zu sein. Naja, und wenn der eine eben nicht will, dann gehen wir eben zum anderen. Das Gute an der Sache ist es ja – es sind zu viele davon da.
Und das ist auch gut so! Denn was ich an diesem Wochenende hier erlebte, war eine große und endlos sympatischste Überraschung des Jahres. Und wieder ergibt sich die Frage an mich: Warum ist dieses Event solange an mir vorbei gegangen? Gerade deshalb, weil mehr als 300 ehrenamtliche Helfer dieses Ereignis so lange Zeit am Leben erhalten und dafür sorgen, dass viele Fans was erleben können, was einfach großartig ist – nämlich ein Familienfestival, was für alle etwas im Programm hat. Ich sehe es daher als eine kleine Berufung an, mit meiner Pressearbeit ab jetzt dabei zu sein!

Love, Musik, beste Luft und gutes Essen. Diese Kombination macht viele glücklich, so scheint es. In den letzten Jahrzehnten, entgegen jedem Hamburger Trend, hat sie hier sicher dafür gesorgt, dass sich Pärchen gefunden und dadurch Familien gegründet haben. „Viele sind heute noch dabei und bringen ihre Kinder mit. Wenn sie größer werden, helfen sie in einigen Bereichen mit, unterstützen die Ehrenamtlichen.“, so eine Kids-Betreuerin, deren 14-jähriger Sohn jetzt sogar auf der Bühne Gitarre spielt.
Ich habe daher dieses Event auf das „Festival der Liebe“ getauft.

Ein Küchenabschnitt, aus dem die Helfer die ehrenamtliche Crew versorgt haben.

Foto: Betty Wichmann. Ein Küchenabschnitt, aus dem die Helfer die ehrenamtliche Crew versorgt haben.

Auch, wenn dieses Wetter wie ein typischer Hamburger Sommer daher kommt, erwartete uns zum Glück „nur“ warmer Regen und keine schlimmeren Prognosen, die, wie schon zuvor so einige Male, zu Abbrüchen und Auftrittsausfällen führten. Nein, es ging alles gut.

Umsonst und Draußen – dieses Festival ist im 38. Jahr und finanziert sich nur über Sponsoren, Spenden und den Erlös der Getränke- und Foodstände. Deshalb ist es wirklich beachtlich, dass am Freitag I-Fire und Turbostaat und Sonntag die Antilopen Gang spielten.
„Der Sänger von Turbostaat, Jan Windmeier, war krank und musste Termine absagen. Trotzdem tritt er auf, das macht uns sehr froh!“, so die Presseverantwortliche Bivie zu mir. Bei frisch gebrutzelten Kartoffelpuffern mit Apfelmus, Salat + einem Kaffee, unterhielt ich mich mit der Frau, die seit 17 Jahren ihre Unterstützung in Wutzrock fest mit einbringt. Damals habe man sie dazu „genötigt“, mitmachen zu müssen. Bis heute jedoch, habe sie es nicht bereut…

Turbostaat trat auf! Im Regen.

Turbostaat trat auf! Im Regen.

Wer natürlicherweise ohne Auto ankommen möchte, muss von der S-Bahnstation Mittlerer Landweg einige Kilometer laufen. Der Weg lohnt sich sehr, denn der Charme und die damit verbundene Geländegröße, um die auch das Zelten erlaubt ist, soll auch in Zukunft so erhalten bleiben, wie sie jetzt ist. Wachstum oder damit verbundene Eintrittspreise sind nicht geplant. Wow, Kompliment. Es scheint sich also in den letzten Jahren echt ein wenig getan zu haben, was die Geberbereitschaft der Fischköppe angeht. Das klingt für mich, wie besserer Sozialismus. Und das in diesem arroganten Hamburg, indem sich alles gefühlt nur um Geld und damit völlig übertriebene, sich nach oben drehende Ticketspiralen bewegt.

Das erinnerte mich an die sogenannten Sorglos- und Ost-Zonen-Zeiten, in denen wir uns genauso ein Leben gewünscht hätten, es andererseits mit den letzten 2 Jahren des Bestehens der DDR mit den sogenannten Gegenkonzerten in Berlin-Weißensee, mit mehr als 200 000 Zuschauern bei Joe Cocker und Co., praktiziert worden ist – Alles für die gute Sache! Das kann ansteckend sein…

Fazit:
Dieses kleine und minimalistische Festival für alle Generationen ist genau das, was in Hamburg gefehlt hat. Während andere Open-Air-Veranstaltungen nur auf eine einzige Zielgruppe ferngesteuert sind, gibt es hier, am Eichbaumsee, seit Jahrzehnten eine organisierte Parallelwelt, die bitte wunderschöner nicht hätte sein können. Und deshalb bin ich überrascht und möchte mit meinem Können und meiner Pressearbeit das Wutzrock ab jetzt unterstützen, es auch hier, wenn es möglich ist, alljährlich erwähnen.
TouchYou.de sagt: Dieses Festival ist aufgrund der Schilderungen zu dem Besten des Jahres 2016 von uns gekürt worden.
Herzlichen Glückwunsch!