Iran brisant: Mohammad Rasoulof vor 8 Jahren Knast geflüchtet
Iran ist durch die geglückte Flucht von Mohammad Rasoulof und den Tod von Ebrahim Raisi so brisant, wie lange nicht mehr.
»Ich freue mich von ganzem Herzen, mit meinem neuen Film wieder nach Hamburg zu kommen. Die Stadt ist mein zweites Zuhause und mit FILMFEST HAMBURG besteht eine enge Verbundenheit. Alle meine fiktionalen Filme liefen hier, angefangen mit Iron Island 2005«, sagt Mohammad Rasoulof.
»Wir sind erleichtert, dass Mohammad Rasoulof nach seiner schweren Flucht aus seinem Land nach Hamburg zurückkehren wird und gratulieren ihm und seinem Team herzlich zu dem verdienten Preis. Mit The Seed of the Sacred Fig geben wir unseren ersten Film der diesjährigen Festivalausgabe bekannt und freuen uns sehr, dass Mohammad Rasoulof uns weiterhin verbunden ist und seinen bewegenden, mutigen und hochaktuellen Film, der unter erschwerten Bedingungen entstanden ist, bei uns zeigen wird«, sagt Festivalleiterin Malika Rabahallah.
Völlig krass könnte man deshalb den Abend nennen, der sich schon 2017 beim ffhh ereignete. Wie erwartet, konnte Mohammad Rasoulof schon damals nicht zur Präsentation seines Filmes „A Man of Integrity“ auf dem Red Carpet erscheinen, da, wie bereits bekannt, nicht nur zum wiederholten Mal sein Pass abgenommen wurde, sondern die Lage für ihn äußerst dramatischer aussah. Sein Co-Produzent, Kaveh Farnam, saß damals, während der Film lief, im Flugzeug nach HH und schaffte es pünktlich ins CinemaxX 3. Was bei diesem Talk herauskam, sprengt wirklich alle Vorstellungskräfte…
Der Film selbst zeigt eine fiktive Geschichte, die jedoch der Regisseur Rasoulof in Wahrheit so erlebt haben will, wie es ebenso die Macher von TEHERAN TABU schildern oder auch eine Brücke zum russischen Werk LEVIATHAN gebaut werden kann. Alle haben eines gemeinsam – die schockierende Aussage und Botschaft der Streifen ist: „Entweder bist Du in dieser Gesellschaft Unterdrücker oder Unterdrückter!“. Außerdem ist es eine Glaubensfrage, ob Du deinen Job ausüben und das Kind auf der Schule bleiben darf oder nicht. Also musst du aus der Opferrolle raus, die richtigen Leute mit Geld bestechen oder pfiffige Geschichten erfinden und schon kann sich alles zugunsten eines selbst wenden. Genau das erlebt die Hauptfigur Reza…
Hamburg-Iran: Im Talk mit Kaveh Karnam über Mohammad Rasoulof
Mitten im Publikum saß der Schauspieler Peter Lohmeyer, der unter anderem auch einige Fragen an Kaveh Farnam hatte.
Woher bekommt Rasoulof seine Schauspieler?
Kaveh Farnam: „Er achtet immer darauf, dass es unbekannte Gesichter sind. Oft werden sie in Theatern gecastet, oft auch auf der Straße.“
Wo habt ihr gedreht?
K. F.: „Im Norden Irans und einen kleinen Teil in Teheran.“
Wie kann das dann sein, dass „A Man of Integrity„ im Iran verboten ist. War das heimlich?
K. F.: „Nein. Wir hatten alle Genehmigungen, um an originalen Orten, wie auch vor der Polizei zu drehen, weil diese persönliche Story eben nicht regiemkritisch war. Dann wurde die 150 Minuten-Version sogar auf einem Filmfest im eigenen Land gezeigt. Plötzlich gab es die ersten Probleme und wir boten an, ihn zu kürzen. Die aktuelle Endproduktion haben wir heute hier gezeigt.“
Warum haben Sie, der Co-Produzent, nichts zu befürchten und können hier sein, während Rasoulof zum wiederholten Male den Iran nicht mehr verlassen darf?
K. F.: „Weil ich seit 20 Jahren nicht mehr dort lebe. Es wird übrigens gerade überlegt, Rasoulof für 6 Jahre ins Gefängnis zu stecken. Trotzdem wird der Film weiter seine Runden drehen, auf Festivals auf der ganzen Welt gezeigt werden.“
Was hatte die Geschichte mit dieser Melone aufsich, die, wie in einigen Einblendungen zu sehen war, immer wieder mit einer Flüssigkeit gespritzt…?
K. F.: „…und die später überreif ausgequetscht wurde! Das hat mit dem Alkoholverbot zu tun, welches im Iran herrscht. Aber glauben Sie mir, das wird auf diesem Wege und regelmäßig umgangen. Jeder braut sich sein eigenes Zeug und so, wie hier gezeigt, ist es eine Möglichkeit kostengünstig seine eigenen Drinks zu produzieren.“
A Man of Integrity
127 Minuten
sehenswert/brisant