Grillen oder Gold-Eimer – Leben auf dem Greencamp
Camping ist nicht nur mehr einfach Camping. Es ist mittlerweile als eine Art Reisekultur zu betrachten. Man macht es, wenn man was erleben will, oft in Verbindung mit einem Festival, Deichbrand 2015. Und seit einiger Zeit ist es sogar so, dass ein Leben auf Greencamp´s sehr großen Wert gelegt wird. Hier hätten wir sogar mit dem Solarkocher unser eigenes Süppchen erhitzen oder auf dem Gemeinschaftsgrill einen Braten braten können. Jedoch reichte bei uns allen die Kraft dafür nicht aus, den Weg zu finden. Deshalb reichte es nur zu Spiegelei mit Speck, geschmort auf dem mitgebrachten Gasbrenner. Dazu ein Brötchen von der Bäckerei um die Ecke und n Bierchen oder ein Becher Wasser, das passt.
Was ich am Deichbrand liebe, ist diese Friedlichkeit, mit der das Ganze tagelang über die Bühne geht.
Campen ist immer wetterabhängig. Darum ist es wichtig, vor Regen und Sturm gerüstet zu sein. Freitagnacht wurden wir durch den Monsun fast weggespült. Samstag war es traumhaft schön, bevor es sich dann Sonntag richtig einpischte. Aber es ist irgendwann scheißegal, wenn die Klamotten durchnässt, die Haare klebrig und die Körper so durchfroren sind, dass sie am Lagerfeuer wieder aufgewärmt werden müssen.
Kacken für den guten Zweck.
Muss jemand mal auf´n „Gold-Eimer“, um besser Scheißen zu können? Wer keine Zeit in der langen Schlange an den WC-Containern verbringen wollte, durfte für´s „Kacken“ (sry, das stand da wirklich auf dem „Angebot“) 2,-€ bezahlen und wurde dafür fürstlich mit allem Schnick-Schnack und Service rundum bedient. Sogar ne Zeitung war zum mitnehmen drin. Für eine dreimalige Erleichterung von weichen und harten Körperflüssigkeiten waren es dann 5,-€ und die 3-Tagesflat kam für schlappe 15,-€ daher. Dafür wird dann mit Spänen „gespült“, um Monate später die gegehrte Suppe auf den Feldern zu entsorgen. Außerdem sollen Hilfsprojekte mit der Kohle in ärmeren Ländern unterstützt werden – Kacken für den guten Zweck!
Was ich an diesem Festival außerdem liebe, ist diese Friedlichkeit, mit der das Ganze tagelang über die Bühne geht. Die Menschen sind freundlich, sie lachen. Hier halte ich es, wie auch Dr. Motte: Friede, Freude, Eierkuchen! Während andere Veranstaltungen teilweise ordentlich ins Gerede kamen und um ihren Ruf kämpfen mussten, wie z. B. die FUSION in der ehemaligen Ostzone, die sogar in der Vergangenheit auf ihrer Website stolz Werbung für den Konsum nichtsozialistischer Pulver machte, dadurch mit rappelvollen Ärztezelten und vielen „Pillenleichen“ auf ihrem „Privatgelände“ aufwartete, weil man wahrscheinlich nur unter diesen Bedingungen den eingezäunten Quadratkilometer-Sozialismus ala Fidel Castro ertragen konnte, ist das Deichbrand eher der Öko-Gegensatz zu diesem. Hier wird die Musik ohne wesensverändernde Maßnahmen und nicht durch die Einnahme von chemischen Substanzen, nämlich komplett und nur pur genossen! Das beeindruckt mich. Darum ist dieses Wohlfühl-Open-Air das Größte, was mir seit langem unter die Finger gekommen ist.