MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG: Film über tanzende Gewalt
MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG, der mit mehr als 5,4 Millionen Kinobesucher:innen in Italien erfolgreicher als BARBIE und OPPENHEIMER war und mit sechs italienischen Filmpreisen ausgezeichnet wurde, ist seit August im Heimkino verfügbar.
Mein Urteil zur Umsetzung
ICH schaute mal rein und wurde von der Machart positiv beeindruckt. Überrascht wurde ich durch die ungewöhnliche Gewaltumsetzung, die tanzend mit eher einer Art an Walzer dargestellt wird. So kann man’s machen, wenn Humor eine Rolle spielt. Die Intensität der Botschaft kommt in einer irren Spannung rüber, verharmlost trotzdem nichts. Deshalb ist diese Version mal eine andere und vollkommen gelungen!
Durch die farblose Darstellung und das teilweise 4:3 Bildformat wird klar, wo und wann die Reise stattfand. Gleichzeitig bekommt mich am Ende der Geschichte doch ein Glücksgefühl, habe noch nicht genau verstanden, warum. Daher schaue ich mir in den nächsten Tagen den Film noch einmal in aller Ruhe genauer an…
Meine Gedanken zum Film von Paola Cortellesi
Was dabei einen kleinen Flasback auslöste, sind die Parallelen zum Osten. Als in den Siebzigern und Achtzigern Mütter, die von der sozialistischen Gesellschaft zu Mannsweibern geformt, deren Hände ebenso zu Fäusten geballt, regelmäßig zukloppten, ohne zu fragen, ob wir das wollen, laufen plötzlich genau diese Bilder erneut im Kopf ab, obwohl man glaubte, sie vergessen zu haben. So wurde erheblich große Angst durch starre Zucht im ganzen Dorf verbreitet. Aus Scham wurde unsererseits lange dazu geschwiegen!! Eigene gewagte Rettungsversuche scheiterten, weil die um Hilfe Gebetenen nicht wussten, mit umzugehen. Vergessen wurde das nie. Vielleicht als Warnung, für das echte Leben. Denn die nächste Stufe erreichten nur die Verschickungskinder, die in Freistatt gelandet sind.
Daher erkenne ich – diese Story ist direkt aus dem Leben gegriffen. Es geht um Unterdrückung, häusliche, körperliche und seelische Gewalt, einhergehend mit öffentlichen Demütigungen und spätere Befreiung aus dieser privaten Diktatur! Dieser Kampf ist hart und geht nur, wenn Angst in Wut umgewandelt wird.
Die Parallelen des Films
Die Gleichheit des Schicksals zwischen Mutter Delia und Tochter zieht im Film ebenso den roten Faden mitsich. Als ihr Freund, nach dem Vorstellen bei ihren Eltern mit Forderungen beginnt, das Schminken einzustellen, kommen genau die Gewaltandrohungen zutage, die Ivano täglich gegen Delia umsetzt…
Lest auch: Statt frei – Freistatt! Eine Verschickungskinder Story, die Gänsehaut macht
Die Story um das Regiedebüt
Das fulminante Regiedebüt der italienischen Schauspielerin und Moderatorin Paola Cortellesi, die zudem am Drehbuch mitschrieb und die Hauptrolle spielt, erzählt vom alltäglichen Kampf der Frauen um Gleichberechtigung.
Inspiriert vom Leben und den Erzählungen ihrer eigenen Großmütter, gelingt es Cortellesi, wichtige Themen auf humorvolle, unterhaltsame und moderne Weise abzubilden – extrem überraschend und voller Herzenswärme. Gedreht in brillantem Schwarz-Weiß ist MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG eine Hommage an die Meisterwerke des italienischen Neorealismus.
Zum Film von Paola Cortellesi: Morgen ist auch noch ein Tag
Rom, 1946 nach der Befreiung vom Faschismus. Delia (Paola Cortellesi) ist die Frau von Ivano (Valerio Mastandrea) und Mutter dreier Kinder.
Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe fügt. Obendrein bessert sie die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten auf, um die Familie über Wasser zu halten. Ivano hingegen fühlt sich berechtigt, alle daran zu erinnern, wer der Ernährer ist.
Nicht nur mit Worten. Körperliche und psychische Gewalt gehören für Delia zum Alltag. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen, nicht nur für sich selbst…
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar