Verrückt, sexy, durchgeknallt: Kay Ray´s Halloween-Special
Freitag-Mitternacht. Was für eine wilde Party! Was für eine chaotische Achterbahn, die am Morgen danach für richtigen Gesprächsstoff sorgte:
„Mit Liebe“ ausgesuchte, alte Gruselschocker auf den Leinwänden, Rauchen und Saufen auf der Bühne und halbnackt Micros fressen – Eigentlich freuten sich ca 400 oder mehr Besucher von Kay Ray über ein flaches und unter der Gürtellinie abgeschmettertes Witz- und Klamauk-Feuerwerk (FSK 18) im Schmidts Tivoli, wie es alle von ihm kennen. Aber in dieser Nacht kam alles ganz schön anders…
Er wollte mal was Neues wagen, mit seinem Halloween-Special. Alles begann auch, wie immer – witzige Schoten, (un)geplante Pannen mit dem Rechner oder i-pad, welche nicht das taten, was sie sollten.
Dann unterbrach der erste Gast seine Pointen, schrie einfach dazwischen, was der Entertainer ja gar nicht ab kann: „Wer war das jetzt?“, und schon musste/durfte/wollte das erste Opfer auf die Bühne.
„Für solche Leute, wie dich, habe ich was ganz besonderes vorbereitet…“, sprach´s er und holte vom Tresen einen mit Ketschup gefüllten Farbeimer, den er nun noch mit Flaschen-Vodka mixte. „Austrinken, auf EX!“ Und sie tranken aus, auf ex. Zwischendurch durfte Kay noch das Hemd öffnen und die Nippel kraulen.
Kay Ray aussagekräftig bei Tietjen & Hirschhausen.
„Ich bekomme keine Preise und bin nicht im TV, weil ich auf der Bühne saufe!“, witzelte der grün-rot maskierte, der sogar in einigen Städten Auftrittsverbot genießt. Aktuell stimmt´s vielleicht, irgendwie auch nicht. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch lustig. Wenn jedoch seine Ex-Freundin als Hairdesignerin eine Stunde lang zwei Auserwählte betüdelte und frisierte, zur Krönung auch noch Songs performte, fanden das sehr viele gar nicht mehr unterhaltsam. Das machten die zuvor aufgetretenen „Alster-Radio-Jungs“, so nenne ich sie mal, ein wenig besser. Die rockten für kurze Zeit den Laden.
So langsam kippte die Stimmung im fast völlig ausverkauften Haus. Die ersten verließen nach der Hälfte der Show das Theater. „Bezahlt eure Drinks, bevor ihr geht, sonst bestraft ihr die Kellner…!“ Mein Sitznachbar hielt „nur“ 30 Minuten durch, nickte dann weg. Bei ihm lags sicher an der Nachtschicht, die er mit seinen 7 Kumpels aus Wuppertal einlegte und nicht an der Spaßveranstaltung des Bi-Sexuellen. Denn, als ich ihn noch im Wachzustand erwischte und nachfrgate: Na, gefällt´s Dir? Er zu mir: „Joah, ist ok…!“
Sein „Pimmelchen“ holte der gelernte Friseur und Vater einer kleiner Tochter an Halloween (leider) nicht heraus. Wer darauf spekuliert hatte, wurde enttäuscht.
Dafür stellten Ray´s Gefühlsausbrüche klar: „Wenn ihr mich nicht lustig findet, dann verpisst euch einfach…“! Ich „quälte mich“ bis zum Schluss durch und darf betonen, dass ich mit seinen, zugegeben, nicht all zu vielen Gags, mitlachen konnte. Mein 2. Mal mit diesem schrägen Vogel befand ich als gelungen und abwechslungsreich. Das sahen viele, die namentlich nicht genannt und nicht gezeigt werden möchten, ganz anders. Als wir uns alle ab 03:30 in einer Traube vor dem Schmidts-Tivoli einfanden, sagte der eine vernichtend das, was Kay schon über sich selbst meinte: „Es war die schlechteste Show von ihm, die wir je gesehen haben. Und wir sahen einige…“. Die andere neben mir meinte noch: „Normalerweise kommt er durch die Seitentür heraus und gibt ne Autogrammstunde. Aber heute ist nichts!“
Das muss man erst einmal sacken lassen. Aber das nächste Mal solle es wieder so werden, wie immer, versprach Kay Ray noch, bevor er sich von einem Fan auf den Schultern tragend durch das Publikum feiern ließ…