Agnes3

Kinopremiere Agnes – fesselnde Romanverfilmung

Wann wird eine Geschichte stärker als die Wirklichkeit? Diese Story hat uns gefesselt und noch im Nachgang sehr beschäftigt. Viele Besucher kannten den Roman, hatten ihn irgendwann gelesen. Aber ich gehe in solche Sachen immer unvoreingenommen hinein, um keinerlei Vergleiche ziehen zu müssen. Zum After-Talk erschien aber nicht der erwartete Regisseur, sondern der Hauptdarsteller Stephan Kampwirth. Prominenter, heimlicher Gast: Bjarne Mädel.

Eigentlich wollte ich den 49-jährigen fragen, was mit Agnes nicht richtig gewesen sein muss, um solche Dinger zu drehen. Aber das traute ich mich dann doch nicht und ging mit dieser Ungeklärtheit nach Hause. Vielleicht hatte sie (fantastisch gespielt Odine Jone) sich zu sehr in dieser Geschichte verrannt, die sie von ihrem Walter (Stephan Kampwirth) in den Laptop getippt haben wollte. Denn alles das, was passierte, reichte nicht mehr aus, um erwähnt zu werden. Eine Liebesgeschichte sei schön, es müsse andererseits ein Drama sein, welches die Leser haben wollen würden, somit überhaupt Interesse hätten, das Buch zu kaufen, so Walter zu Agnes. Damit begann ein wirres Spiel…

Gedreht wurde vor zwei Jahren, in nur 33 Tagen und in deutschen Städten, wie Düsseldorf, die wirklich „architektonisch sehr hässlich sind!“, so Herr Kampwirth in seiner spannenden Nacharbeitung live. Dabei wurde außerdem auf minimale Körperhaltung und nicht starkbetonte Dialoge geachtet, die relativ starr umgesetzt wurden, um sich nah am Original und dem Buchdebüt des Schweizers Peter Stamm zu halten. Naja gut, das schien allerdings eher Nebensache zu sein. Denn die vielen Liebes- und Sexszenen haben das schnell wieder wett gemacht und ausgeglichen. Das bemerkte auch eine Zuschauerin, die die erste Frage stellte: „Ist das nicht ein wenig zu einseitig, also zu körperbetont, als dass sich auf die seelischen Wichtigkeiten konzentriert hätte werden können…?“

Bis zum Schluss hörten wird den spannenden Ausführungen von Hauptdarsteller Stephan Kampwirth zu.

Bis zum Schluss hörten wird den spannenden Ausführungen von Hauptdarsteller Stephan Kampwirth zu.

Was hat Bjarne Mädel mit diesem Film zu tun? Nichts. Der „Tatortreiniger“ hatte sich mit trendigem Vollbart und Kappe einfach so mit ins Publikum gemischt. Nach der Besprechung kam der Hamburger dazu und sagte zu mir: „Ich habe alle Bücher von Peter Stamm gelesen und war auf diese Umsetzung gespannt. Hat mir sehr gut gefallen!“
Außerdem wurde Kampwirth gefragt, ob er nicht in der Jury des diesjährigen Filmfest Hamburgs sitzen möchte, was ihn sehr freute und wahrscheinlich auch annehmen wird. Als Moderator habe er schon so einige Erfahrungen sammeln können, Filme beurteilen, das sei neu für ihn, meinte er.
Hmm, im letzten Jahr wurde beim FFH die Internet-Presse ja mächtig beschnitten. Ob wir dann überhaupt dabei sein werden, ist eher fraglich.

Agnes – Original Trailer von Neue Visionen

Apropos beschnitten, das gab es auch noch nie – Ich find´s immer echt störend, sowas zu erwähnen, jedoch nach dem der letzte Bericht über eine tolle Doku im Abaton wegen starker Zensierung der Aussagen eines Gastes, die von einer Agentur rot angemakert, also somit erst gestrichen, dann gelöscht werden mussten, bin ich nun mit Agnes zurück, berichte über die B-Movies dieses Landes. Denn was sind schon Blockbuster, die sich vor Effekten selbst die Luft wegpusten? Menschliche Schicksale, ob fiktiv oder wahr, sind der wirkliche Stoff, der die Vorlage für einen schönen Film liefert.
Agnes war sozusagen ein schöner Neubeginn, der sich gelohnt hat, auch wenn das Kino zur Primetime vielleicht gerade einmal halbvoll war. Schade. Trotzdem, es hat richtigen Spaß gemacht, Stephan Kampwirth zuzuhören, seinen Erklärungen zu folgen, wieso, weshalb und warum AGNES so gemacht worden ist, wie wir es auf der Leinwand gesehen haben…

AGNES
ab Donnerstag im Kino
2013
93 minuten
Eine spannende Romanverfilmung