Titli
Die Bollywoodstreifen sabbern seit Jahrzehnten vor Kitsch und haben mittlerweile einen weißen Bart. Die Regel gilt: Hat man einen gesehen, hat man alle gesehen. Seit kurzem gibt es in Indien eine kleine Independent-Szene, die näher an der Wahrheit liegt, als die gefühlt unendlich bunten und stundenlangen Hochzeits- und Liebes-Tanzkomödien.
Der Regisseur Kanu Behl nahm sich einer Story an, die das wirkliche Leben in Indien weit aus näher bringen dürfte. Titli ist der jüngste Sohn einer kleinkriminellen Familie, die Menschen grundlos einschüchtern und verprügeln, Autos ausbremsen und ausrauben und für Geld killen soll. Der ganze Tag besteht nur aus Gewalt. Als die Familie meint, Titli solle nun heiraten, wird eine Braut organisiert. Die ist überhaupt nicht verliebt und bringt weitere Probleme durch ihre Unzufriedenheit mit in die Familie. Erst als es um einen ganz großen Coup zu gehen scheint und dadurch viel Geld zu machen sein könnte, willigt sie erst einmal ein, zu bleiben…
Alles spielt nicht in irgendwelchen Studios, sondern nur an Originalschauplätzen.
Kanu Behl war persönlich im nagelneuen Studio-Kino vor und nach der Aufführung anwesend und bedanke sich brav für die gekauften Tickets. Es sei seine erste Zeit in der Hansestadt, die ihm sehr gut gefalle. Stolz sei er darauf, dass das Hamburger Filmfest diesen Film in ihr Programm aufgenommen habe. Ein sehr eigener Regisseur, der, so schien es, genau wusste, was er tat. So pendelte er selbst am Technikpult die Lautstärke auf 45 ein!