Puhdys3 (3)

Die Rockerrente überschritten – die Puhdys im Stadtpark

Ein Stück Osten im Westen oder auch ´Eine völlig andere Welt` –
Sowas hätte es zu Ostblock-Zeiten niemals gegeben! Das kann ich mal so unterstreichen und damit festhalten. Denn die Bühne war eine der Art, ich sag´ es einfach mal so, der von David Guetta ähnlich, nur im Mini-Mini-Format: geteilte LED-Wände, fahrendes Schlagzeug und schöner Sound! Und das, obwohl die Mega-Super-Seitenboxen abgeschafft wurden.

Gestern, da spielten die Puhdys, bei gefühlten 40 °C, wieder im Stadtpark auf. Sie machen ihre vor Jahrzehnten gesungene Androhung wahr, dass sie bis zur Rente rocken wollen und weit darüber hinaus. Dementsprechend war viel ehemaliges DDR-Publikum anwesend, welches besonders die Oldies der Ostzeit mitwippen und -singen konnte. Ostkinder erkennt man am nicht wegzubekommenden, nicht standardisierten Wortschatz und daran, wenn sie noch die Witze aus dieser längst überholten Zeit machen, die, so dachte ich, schon lange begraben hätten sein müssten. Aber nein, das scheint man nicht totzukriegen. Oder, als wenn sie noch einen draufsetzen wollten, sprachen sie in den alten Floskeln, die Mann/Frau NUR dort, in der vergessenen Erich Honecker-Bastion anwendete, wie: „…weißt…, Schnauze, sonst blaues Auge, eeeeihh…!“.

Samstagabend spielten die Puhdys im Stadtpark.

LED-Show, ähnlich wie bei David Guetta, nur im Mini-Format – die Puhdys im Stadtpark.

Dieter Birr stellte während des Konzertes sein „Kollektiv“ gigantisch witzig vor: Das Gründungsmitglied „Quaster“, welches mittlerweile 71 Jahre alt geworden ist, soll 1,8 Milliarden € aus seinem Privatvermögen in den neuen Berliner Flughafen gesteckt haben. In 14 Tagen solle es losgehen, allerdings nur für kleine Segelflugzeuge! Im Gegenzug konterte Hertrampf am Micro: „Unser Boss aus der ehemals besetzten Zone – die Maschine!“ Echt lustig gemacht.

Ein Stück History: Als ich 1989 aus dem Pleite-Kommunismus floh, sah ich zu, diese Mucke hinter mich zu lassen. Aber heute ist es eben ein Stück Erinnerung, Heimat und Geschichte, mit der wir alle aufwachsen mussten. Ja, wir wurden gezwungen, uns diesen Shit zu geben. Die „Lieblingssendung“ der „Freien Deutschen Jugend“, „DT64“, gab sich schließlich alle Müh´, die Vorgaben der Partei umzusetzen und schön das rauf und runter zu dudeln, was die Roten Socken für sozialistisch sinnvoll hielten. Nach der Wende jedoch, drehte sich der Spieß. Für die Musiker wurde es eine sehr schwere Zeit, denn keiner wollte ´Die Aufgezwungenen Linken` mehr hören. Andere Stars, nämlich die aus dem Westen waren die Nummer Eins. Aber nach und nach erholte sich der Ost-Rock wieder und heute touren die Durchhalter, wie Silly, Karat und Co wieder durch die deutschsprachigen Länder. Und das zurecht!

Fast ausverkauft: Stadtpark Hamburg. Die Fans feiern ihre Band.

Fast ausverkauft: Stadtpark Hamburg. Die Fans feiern ihre Band.

Mir liegt es fern, jeden gespielten Song hier aufzuzählen. Aber eines muss erwähnt sein: „Alt wie ein Baum“ werden die ehemaligen getreuen Vorzeigemusiker aus dem Osten tatsächlich und sie bewegen sich immer noch, für ihr Alter, sehr flott und halten lange durch. Ich hoffe, ich kann das auch, so wie sie – die Puhdys.