Nissis

„Urbane Grenzgänger“ in Nissis Kunstkantine

Claudia Tejeda und Lars Möller, beide trennt unterschiedlicher Style, stellten zusammen in Nissis Kunstkantine ihre Werke aus. Ich besuchte beide zur Vernissage und talkte ein wenig mit den Gästen, unterhielt mich bei Wein und Snaks wirklich gut beim Bilderschauen!

Lars Möller steht für das Schwerblütige, Polarisierende, Claudia Tejedas Werke verströmen den Odem des Heiteren.

Unsere urbanen Grenzgänger könnten verschiedener nicht sein. Andererseits einigt sie die Unkonventionalität in der Bildersprache. Es einigt sie noch etwas anderes.

Neulich charakterisierte einer unserer Stammgäste ein Werk als „unverklemmt“. Es ging ihm dabei nicht etwa um eine erotische Darstellung, sondern darum, dass der Künstler nicht mit angezogener Handbremse gearbeitet hat.

Sie sehen hier in dieser Ausstellung sämtlich Werke, die mit Hingabe gefertigt sind.

Lars Möller begreift seine Werke als Transformation innerer Bilder, von der Innerlichkeit seines Geistes zur Äußerlichkeit der Farbe verschmelzen „Handwerk und Geist, Künstler und Bild, Subjektivität und Objektivität“, wie er schreibt. Am Schluss ist der Kampf sowohl gewonnen als auch verloren. Mit dem Abschluss eines gelungenen Werkes ist die Transformation geglückt, schreibt er.

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Claudia Tejedas Bilder lassen sich dagegen ganz im Gegenteil am Vorteilhaftesten von der Wallpower des Gesamtwerkes hin zum Detail erschließen.

Also: Wow-Effekt bei Tejeda für Weitsichtige. Bei Möller kommen wir von der Ansicht der Details zur Botschaft des Gesamtwerks.

Tejeda spontan-genial, Möller konzeptionell und perfektionistisch.

Claudia Tejeda steht ebenfalls nicht auf der Bremse, das Leidenschaftliche, das Experimentelle ist der Treibstoff für ihr künstlerisches Fahrzeug, das sie durch die Straßen von New York bewegt hat. Ihre Werke sind schon recht weit in der Welt herum gekommen, Barcelona, New York, Mailand und Paris.

Lars Möllers Habitat ist Berlin, wo er die Kunst studiert hat, seine Werke waren aber auch schon in Karlsruhe und Basel zu sehen.

Spaziergänge in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Neukölln. Männer mit Strickkäppis und Gebetsketten vor Vereinslokalen, Frauen in schwarzen Kleidern, mit schwarzen Kopftüchern. Atavistische vormoderne Clanstrukturen sind zu sehen. Es geht dort zurück in die Dorfgemeinschaft mit ihren Regeln von Ehre, Zwangsheirat und Friedensrichtern.

Anti-moderne Parallelgesellschaften, die sich durch die Urbanisierungskraft von Berlin derzeitig nicht auflösen lassen, sondern sich eher manifestieren.