Für Geld heiraten? – Kino-Tipp: ES GILT DAS GESPROCHENE WORT

Kritik.

JEDER HAT EINE ZWEITE CHANCE VERDIENT.

Die (Wirtschafts)Flüchtlingswelle aus den Dritt-Ländern hält unvermindert an. Dazu passt auch mal ´ne Liebesgeschichte, wie ich finde. Und nicht immer nur Schwert-Mord-Storys von Syrern oder Anderen, auf die sich dann BILD stürzt, so ekelhaft sie auch sind. Trotzdem – ich habe lange über dieses Thema nachgedacht und traue mich, darüber ein paar Wörter und Links zu verlieren:

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Als Love- oder Sex-Tourismus Light (verniedliche Form und vorsichtig erläutert): so könnte dieses Werk ausgelegt werden, wenn nicht eine wirklich neue Chance, die Baran versucht zu nutzen, den ernst gemeinten Hintergrund gestaltet – ein komplett neues Leben in einer neuen Gesellschaft beginnen zu wollen, mit allem, was zu einer Integration gehört. Schließlich gibt es in dieser Richtung Filme und Aussagen von Regisseuren, wie die von Ulrich Seidl, der in Paradies: Liebe (verharmloste und gekürzte Version auf ARD-Mediathek) kein Blatt vor den Mund nimmt, dieses Thema konkreter aufgreift, scharf und krasser enttabuisierend das zeigt, was hierzulande völlig verpönt ist: Frau sucht junge, männliche „Liebe“ in Kenia durch Comfort-Safari, weil sie sonst keinerlei Möglichkeit mehr sieht, etwas kennenzulernen.
Positivere Entwicklung in Drittländern? Cuba hat schon vor Jahren, spätestens nach dem Tod von Fidel Castro, gegensteuern lassen und harte Maßnahmen gegen den „Heiratsmarkt“ ergriffen, versucht so das Problem in den Griff zu bekommen. Nachteil: Alles verschiebt sich, plus Drogenhandel, nun in die privaten Hinterhöfe…
Das, und diese gescheiterten Existenzen im Klartext anzusprechen, ist jedoch virtuellem Mord gleichzusetzen. Denn wenn man das tut, wird man von allen Ecken und Enden jämmerlich angefeindet und ausgeschlossen.

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Zurück zur Filmkritik

Darum kommen wir ganz schnell wieder zu diesem Stück zurück. Das dieser Film offiziell so gefeiert wird, finde ich ein wenig übertrieben und stört mich daher gewaltig. Denn als sich die Afrikaner hier schon vor 30 Jahren illegal und mit viel Schummelei eingeheiratet haben, um Aufenthaltsrechte zu ergaunern, hat es kaum jemanden interessiert. Deshalb finde ich die Lobes-Hymnen um dieses, auch in Hamburg gedrehte Drama, zu gewaltig und viel zu hoch gehalten. Nicht nur, weil diese Story nichts Besonderes, zweitklassig verfilmt und völlig durchschaubar ist! Nein.

Ist meine Beziehung ok?

Man(n) und besonders Frau könnten sich daher schnell selbst fragen, wenn dieser anstößige Film ernst genommen werden würde: Wie gut ist eigentlich meine Beziehung? Ist sie zu langweilig, zu uninteressant und zu eingefahren? Da diese „Metropole“ ja eh eine der größten Singlestädte des Landes ist, in ihr nur GELD einen wirklichen Wert hat, wundert es nämlich nicht, dass in ärmere Gegenden ausgebrochen wird, um sich da „anbaggern“, äähh, anflirten zu lassen. Denn schon längst sind die meisten in dieser deutschen Gesellschaft beziehungsunfähig „geschrieben“, nicht zuletzt völlig durchgeknallt im Kopf, durch kranke Einnahmen von Beta-Blockern, die von den Ärzten auf Empfehlungen der Farmer-Industrie, sogar schon bei kurzer Migräne verschrieben werden und angeblich und natürlich KEINE Nebenwirkungen haben. Wenn diese Zombies dann auf die normale Menschheit losgelassen, heißt es nur noch: Anwälte anrufen, Einstweilige Verfügungen verordnen lassen. Wegrennen, so weit es geht!

Ein Thema?

Vielleicht liegt das aber auch am Sommer, weil viele Einheimische ausgeflogen sind, dass das Kino zur „Premiere“ in Hamburg nicht voll besetzt war. Andererseits ist Liebe hier immer ein großes Thema. Zu Recht? Ja, finde ich. Eine Flucht in andere Welten ist nämlich keine Entschuldigung, wenn man mit sich selbst nicht ins Reine kommen kann. Zu DDR-, also Ost-Zonen-Zeiten, war das nicht möglich, zu „fliehen“, eher eine Straftat, die mit Knast endete. Aber hier, hier kann jeder machen, was er will. Darum ist die eigene Erfahrung, die durch das Durchführen einer Liebes-Inszenierung, nicht wegen des Bauchgefühles, sondern wegen des Verstandes, schon mutig und gewagt…

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Zum Inhalt:

Gegensätzlicher könnten die Lebenswelten von Marion (Anne Ratte-Polle) und Baran (Oğulcan Arman Uslu) kaum sein, als sie sich am Strand von Marmaris zum ersten Mal begegnen: Marion, die selbstbewusste, unabhängige Pilotin aus Deutschland, trifft auf Baran, den charmanten Aufreißer wider Willen, der von einem besseren Leben jenseits des Bosporus träumt. Zielstrebig bittet er Marion, ihn mit nach Deutschland zu nehmen.

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Und sie lässt sich auf dieses Wagnis ein, ganz gegen ihre sonst so überlegte, reservierte Art und schließt einen Deal mit ihm. Vielleicht, weil sie gerade selbst dazu gezwungen ist, ihr bisheriges Leben zu überdenken? Marions Dauer-Affäre Raphael (Godehard Giese) wird von der neuen Situation vollkommen überrascht. Baran gibt alles, um die ihm gebotene Chance auf ein neues Leben zu nutzen. Das beeindruckt Marion – ihre Zurückhaltung beginnt zu bröckeln und beide kommen sich näher als geplant.

In den Hauptrollen spielen Anne Ratte-Polle (DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER) und Çataks Entdeckung Oğulcan Arman Uslu sowie Godehard Giese (TRANSIT), Özgür Karadeniz („Dogs of Berlin“), Jörg Schüttauf (DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER), Sebastian Urzendowsky („Babylon Berlin“), Johanna Polley („Bad Banks“) u.a…

Fazit.
Zwei von Fünf Sternen gebe ich dafür. Aber auch nur, weil ich bis zum Schluss durchgehalten habe. BLA BLA-Kino, eine Liebesgeschichte ohne Überraschungen, die eigentlich kein Mensch braucht und natürlich ein Happy End bietet. Schade.