So haben Sie Charlie Chaplin noch nie gesehen
„Charlie Chaplin“ – Tänzer, Komiker, Schauspieler, Komponist.
In den Kammerspielen Innsbruck läuft das Tanz-Theater über das Genie. Ich wette mit Ihnen – So haben sie den Meister noch nie gesehen!
Als bekannt wurde, dass die gebürtige Berlinerin Marie Stockhausen die Lebensgeschichte von Charlie Chaplin in zwei Akten nach Österreich bringt, wollten alle hin. Die Tickets gingen weg, wie warme Semmeln. Mehr als 15 Vorstellungen sind bereits für das nächste Jahr ausverkauft, denn die Mundpropaganda funktioniert in Innsbruck perfekt.
Der berühmte Komiker nahm in seinen filmischen Werken den Österreicher Hitler mit „The great Dictator“ aufs Korn, zeigte in „The Champion“ den Aufstieg von der Straße und den Fall in den Ruin eines Boxers. In anderen Stücken erklärt er zum Beispiel, wie es mit der Liebe steht. Nicht nur in seinen eigenen Stummfilmen ist er mehr als einmal verliebt, nein, auch im wahren Leben hatte er mehrere Frauen an seiner Seite.
„Charlie Chaplin“ (verkörpert von Leoannis Pupo-Guillen) ist eine Art Tanz-Theater über den Mann mit dem Zylinder, dem Stock und der Blume, die ihn unverkennbar machte. Sein Gang ging in die Geschichte ein und wurde versucht, unzählige Male zu interpretieren. Nachahmer waren oft besser, als er selbst. Denn als Chaplin spaßenshalber bei einem der Wettbewerbe mitmachte, die man in den damaligen Kinos austrug, wurde er nur dritter.
Marie Stockhausen hat sich mit dieser Inszenierung einen Lebenstraum erfüllt. Sie bringt in vollen zwei Stunden das Leben des Künstlers auf die Bühne, welches sich wie ein Märchen des 20. Jahrhunderts tanzt. Genau diese Herausforderung setzt die Choreographin, die ihre Ausbildung an der staatlichen Ballettschule Berlin absolvierte, mit ihren eigenen Ideen beeindruckend um. Es geht mit dem schnellen Wechsel der Kostüme und den verschiedenen Stylen zackig durch die Zeit, so werden die Stationen des 1977 verstorbenen Komikers step by step erzählt.
Dabei wird nie die weibliche Seite „Charlie“ aus den Augen gelassen, die locker und leicht, so scheint es, von Lara Brandi übernommen wird. Zart und energiegeladen zugleich, traurig – die Augen der Tänzerin waren bis nach ganz hinten, zum letzten Platz sicht- und fühlbar. So viel Emotionen transportierte ihre Rolle.
Sehr ungewöhnlich ist es, dass sich eine Regisseurin an solch fantastischer Musik bedient, wie den klassischen Werken von Mendelssohn „Lied ohne Worte“ für Cello und Klavier (Mama – Ein Blick zurück), der Filmmusik von Schindlers Liste (Hinkel & Hinkel) oder „Bei mir bist du schön“, Max Raabe & Palast Orchester (Liebschaften), um das Treiben mit einem Klaviertrio LIVE gespielt zu untermalen. Sie hat Charlie Chaplin durch ihre besondere Auswahl an den musikalischen Stücken abgeholt und damit seine Persönlichkeitsstruktur unterstrichen. Der gelernte Schnittmeister war depressiv, verzweifelt und glücklich, albern. Genau das wird durch den männlichen und weiblichen Part der Figur ausdrucksvoll dargestellt. Wenn er zum Beispiel ganz furchtbar lieb mit dieser jungen Frau war, dann hatte es etwas blumiges, leicht kindliches. So wurde es auch getanzt.
Charlie Chaplin nimmt in einer seiner bekanntesten Rollen den Führer auf´s Korn.
Das Tanzstück um Charlie Chaplin ist ein wahrer und einzigartiger Tipp. Versuchen Sie noch Restkarten zu bekommen oder fragen Sie nach, ob es Zusatzvorstellungen geben kann. Denn wer das verpasst, wird sich wirklich ärgern:
Charlie Chaplin
Kammerspiele Innsbruck
Tanzstück von Marie Stockhausen
Prädikat: sehr sehenwert