Der Palast: Staffel 2 – Eine persönliche Reise durch West- und Ost-Berlin
Der Palast – Staffel 2: Eine persönliche Serie mit Reise Kritik durch West- und Ost-Berlin im ZDF, die vor zwei Jahren mehr als 7 Millionen Zuschauer mit der ersten Staffel erreichte und sogar dreimal hintereinander den Tagessieg für sich verbuchen konnte. Der Palast: Die Staffel 2, ab Donnerstag, den 19. 12. 2024 im ZDF.
Der Palast – Staffel 2: ZDF Serie startet im Dezember
Dieser erste Teil der Mini-Serie über das „Las Vegas des Ostens“, die mit den menschlichen Schicksalsschlägen glaubwürdig wirkte, habe ich geliebt und ich beurteile sie mit eigenem Rückblick und Erlebnissen. Jetzt kommt die Fortsetzung.
Außerdem im Kurz-Talk mit Svenja Jung.
Ja, auch wenn die Story kitschig sein mag und ja, auch wenn die Zwillings-Anekdote ausgedacht worden wäre, ist es doch so, dass die dreiteilige Geschichtsstunde eine wahre ist, die mit einem persönlichen Polit-Thriller mithalten kann. Denn sogar ich musste ab und an Tränen zurückhalten, als sich die Geschwister ihren Konflikten stellen wollen. Dabei kristallisiert sich heraus, dass sich beide Systeme, der Sozialismus und der Kapitalismus, nicht nur menschlich im Weg sind, sondern auch erst recht politisch!
Teil I: Prestige-Objekt des Ostens: Der Friedrichstadt-Palast
Im Mittelpunkt des Dreiteilers steht der Friedrichstadt-Palast, der neben dem Palast der Republik ein Prestige-Objekt in der DDR war und sogar ausländische Choreografen arrangieren durfte. Für die Show im Jahr 1988 wurde Neues geprobt. Der Versuch erinnerte an STOMP, welches ja 2019 in Hamburg gastierte. Die Tänzer wurden mutiger trainiert und gingen ein wenig von ihrem eleganten Schlinger-Kurs ab, wagten Risiko. Inside dieser Revue ging es daher so ab, wie in einer Dance-Akademie, in der die Geschichte auch aus einer New Yorker Probe-Halle hätte gewesen sein können…
Der Palast: Das kleine Fenster in eine unerreichbare Welt
Das Haus war immer ausverkauft, weil es ein kleines Fenster in eine Welt war, in die normalerweise sonst keiner reinschauen konnte. Für normale Sterbliche war es nicht möglich, Tickets in den nächsten 3 Jahren zu bekommen. Auf dem Schwarzmarkt gingen die unter der Hand, also als private Bückware weg, wie warme Semmeln. Demnach richteten sich dann auch die utopischen Preise, die den Funktionären allerdings nicht bekannt waren. Denen wurden die Karten sogar kostenlos zugeteilt.
Der Palast: ZDF Serie stärker als manch anderer Tanzfilm
Der Palast ist um Meilen stärker als manch anderer Tanzfilm, wie es zum Beispiel FLY gewesen ist, weil diese Story so einmalig, wie genial erzählt wird. Denn sie wandelt zwischen diesen Gesellschaften parallel und real so nah hin und her und portraitiert wie nichts Gutes die verschiedensten Systeme hautnah. Dadurch wird ein Bild geschaffen, wie es unterschiedlicher nicht hätte sein können.
Ich habe schon oft über meine Flucht aus der DDR gesprochen und dabei für Unverständnis im Westteil des Landes gesorgt. Die freundschaftliche und hilfsbereite Ost-Mentalität trifft hier auf eine Koks-Gesellschaft. Menschliche Gefühle werden mit Besserwisser-Gequatsche, welches meistens gelogen ist, von den „Wessis“ unterdrückt. Nicht nur dadurch war eine Annäherung in dieser Hochstaplerstadt Hamburg (fast) unmöglich.
Lest auch: Wie ich aus der Ost-Zone, aus dem Sozialismus floh, um frei zu sein
Der Palast: Staffel 2 – Mehrteiler über das „Las Vegas des Ostens“ im ZDF
…warf einen neuen, andersartigen Blick auf die DDR und auf die Lebensleistung der Ostdeutschen. Ohne die Schattenseiten des sozialistischen Systems auszuklammern, richtete der Mehrteiler liebevoll den Fokus auf den pulsierenden, aufregenden Showbetrieb, wo Künstlerkarrieren in relativer Freiheit des staatlich geförderten Prestigeprojektes möglich waren. Dort, wo es keine Besonderheit war, dass eine alleinerziehende junge Mutter voll berufstätig und erfolgreich ist. Kein trister, grauer Blick zurück auf den Osten, sondern ein bunter und widersprüchlicher – wie das Leben selbst.
Und dabei passten die Figuren, die einfach gut gespielt wurden, zusammen. Svenja Jung hat mir sehr gut gefallen. Beide Charaktere sind fabelhaft dargelegt worden. Das belohnte auch der Zuschauer, denn mit mehr als 7 Millionen Sehenden wurde dieses Meisterwerk gewürdigt. Und das nur im TV. Die Mediathek wird erst ein paar Tage später dazugerechnet.
ICH ließ dafür sogar WWM sausen, was ich eh als zu langweilig empfand…
Im Talk mit Svenja Jung aus „Der Palast“, der ZDF Serie
Sie spielen Chris und Marlene – eineiige Zwillinge, die in getrennten Welten aufgewachsen sind. Welche Unterschiede, aber vielleicht auch Gemeinsamkeiten, gibt es?
Svenja Jung: Chris und Marlene wurden sehr unterschiedlich sozialisiert und stehen als Figuren natürlich auch für den Osten und den Westen. Chris ist Tänzerin am Palast, Marlene arbeitet im Familienunternehmen, welches sie einmal übernehmen soll. Somit trennt die beiden physisch einfach schon sehr viel. Wo Chris sich im ganzen Raum und mit dem ganzen Körper bewegt, Dinge aber eher nicht sofort anspricht, ist Marlene etwas steifer in ihrer Haltung und direkter in ihrer Art sich auszudrücken.
Der Palast II: ZDF Serie startet im Dezember 2024
Zudem hat Chris eine 8-jährige Tochter, und Marlene ist davon noch sehr weit entfernt – auf ihrem Selbstfindungstrip würde ich sagen. Im Verlauf der Geschichte lernen die Zwillinge voneinander. Was sie verbindet, ist definitiv die tiefe Sehnsucht nach der jeweils anderen und nach dem fehlenden Elternteil. Der Umgang damit ist nur sehr unterschiedlich…
2 Kommentare
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Ich habe mehrere Kritiken zu dem Mehrteiler gelesen und war bisher echt ein wenig enttäuscht, was da so einige an Kritikpunkten finden – machen die in ihrem Leben eigentlich auch noch was anderes, sinnvolles oder sehen die ihre Berufung tatsächlich im Verfassen von negativen Machwerken?
Diese Kritik hier ist bisher die einzige die dem Film mal gerecht wird! Danke an den Verfasser!
Der Redakteur sieht halt die Welt mit ehrlichen Augen und ist kein Kokser. Nicht, dass ich das den Konkurrenten vorwerfen möchte. Es ist nur so, dass ich glaube, viele Claas Relotius um uns herumzuhaben, die viele Sachen erfinden, um unter Druck Preise gewinnen zu müssen.
Natürlich kann man Wahrheiten dehnen und auch zerreißen. Das ließt sich besser. Aber eines sollte man nie vergessen – wo man herkommt. Und ich komme aus der DDR und mich hat diese Geschichte, vielleicht (nicht) nur deshalb, sehr berührt…