Tanz der Vampire: Lohnt das Musical nach der PREMIERE in Hamburg? Ein Erlebnisbericht
Tanz der Vampire Musical – der Klassiker wieder zurück in Hamburg: Krass-lauter Sound, unterhaltsames Performance-Spektakel und ein Touch an Michael Jackson und Bonnie Tyler. Schon in Stuttgart beschwerten sich allerdings einige über den „schlechten Sound“!
Zweieinhalb Stunden bessere Unterhaltung – ABER:
Ehrlich – Ich weiß nicht, warum man mein Medium erneut NICHT zur Premiere zugelassen hat. Allerdings, im Nachhinein ja doch. Hätte ich schon viel eher meine Gedanken und Gefühle über dieses Musical abgedroschen, welches sogar ein wenig schmerzhaft war, wäre eventuell ein noch härteres Urteil gefällt worden, als dieses schon ist. Denn manchmal lohnt sich ein Blick nach dem großen Trubel, um eine nüchterne Betrachtungsweise darzulegen. So tat ich es übrigens auch mit Polettos Dinner Palazzo…
Kritik: Ist dieses Musical sehenswert?
Momentaufnahme, Mitte Dezember. JA, es ist wirklich ein musikalisches Spektakel. Die Einschlafgarantie vergangener Erlebnisse ist abgeschaltet. Denn genau das Gegenteil von Dirty Dancing, HAMILTON und TITANIC, die ja nun jämmerlich als Live-Events abgesoffen sind, erleben wir hier. Manchmal funktioniert es einfach nicht, Filme auf der Bühne stumpf nachzuspielen.
Wenn ich jedoch die Vorlage mit Roman Polanski von 1967 zu Hilfe nehme, und die erzählte Story und Figuren zugrunde lege, fällt es auf, dass Professor Ambrosius 1:1 übernommen wurde und komplett gelungen ist. Man hält sich auch sonst an der Geschichte fest, die durch das teilweise gruselig wirkende und technisch gut inszenierte Bühnenbild unterstrichen wird. Und ganz wichtig – es wird gesungen!
Wobei wir schon bei den Kostümen wären. Die irren Verwandlungen in die Charaktere ist verdammt gut gelungen, was schon jeder weiß. Die Choreografien sind nicht nur deshalb deshalb sehr sehenswert! Wenn die Vampire aus den Särgen klettern, erkenne ich Szenen aus dem Thriller–Video von Michael Jackson, der ja posthum Ende 2024 mit seinen Songs auf die Bretter der Hansestadt gehen soll. Mit Bonnie Tylers Song „Total Eclips of the Heard„, auf Deutsch Totale Finsternis, zieht sich ein irrer Wiedererkennungswert durch die ganze Show. Dazu begeistern natürlich die Nebenschauplätze, wenn sich die Künstler auch auf den Rängen breit machen und von dort aus agieren.
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Soundprobleme? Tanz der Vampire ziepte in den Ohren!
Und wie! Also, welche Altersgruppe spricht man im Tanz der Vampire Hamburg an, wenn solche Story als „Kult“ auf die Bretter gebracht werden? Sogar das Ex-Blümchen Jasmin Wagner erkenne ich eine Reihe hinter mir. Ansonsten gesellen sich Paare, Mütter mit ihren Kindern und Familien aus dem ganzen Lande dazu. Von daher ist das hier eigentlich ein Volltreffer.
Das Live-Orchester spielt großartig. Wir sehen den Dirigenten auf den Bildschirmen, der im dauer-stream gezeigt wird. Was ich jedoch von hörgeschädigten DJ´s aus den Clubs kenne, ist, dass sie nicht in der Lage sind, einen guten Soundcheck hinzulegen. Daher weiß ich nicht, ob es an den Grippen lag, die gerade umherschwirren, die dafür sorgen, dass die Köpfe dicht sein könnten, oder an technischen Schwierigkeiten, die das ordentlich versaut haben, was ich hier beschreibe. Vielmehr ist also kaum herzuleiten, warum man die Höhen komplett überzieht und den Bass vernachlässigt. Die Stimmqualität hat darunter ein wenig gelitten.
Raus kommt am Ende eine völlig überdrehte Lautstärke, die uns abnervt. Dazu kommen die viel zu engen Sitzreihen, die dafür sorgen, dass der Hintermann oft seine Beine in die Lehne reindrückt. Nervt auch! Premium ist das jedenfalls nicht.
Versteht uns bitte erneut nicht falsch – Die Performance ist großartig, die den Spannungsbogen auch noch nach der Pause gut hochhält, trotzdem der Drive zwischenzeitlich doch ein wenig abflacht.
Trotzdem. Meiner Nachbarin, die mich zu diesem Abend begleitete, ziepte es jedoch in den Gehörgängen so sehr, dass sie es nicht unerwähnt ließ. Mit Watte in den Ohren, die ich mir nach dem ersten Teil hineinsteckte, ist der Sound nun annähernd so, wie er vielleicht hätte sein können und wesentlich erträglicher, von Perfektion meilenweit entfernt! Daher ist unser gemeinsamer Eindruck schon etwas gedämpft. Zu erfragen, woran das liegt, kann ich mir ersparen, da ich eh keine Antworten bekomme. Die letzten Mails zum Michael Jackson Thema sind immer noch nicht beantwortet worden. Hat man die (auch) unter den Tisch fallen lassen? Trotzdem, ich bleibe weiter dran…
Fazit
Tanz der Vampire in Hamburg – mit Pause, knapp unter drei Stunden – das geht ok. Zu enge Sitzreihen, nicht. Im Großen und Ganzen, jedoch, da sagen wir: ein großartiges Spektakel, was einfach einige ärgerliche Schwächen mit sich bringt.
Ein MUSS für alle Musical-Fans – trotz der gnadenlosen Abzüge vieler Punkte.
Vielleicht bekommen wir ja bald wieder Hausverbot, wegen dieser Kritik. Das würde sprechen, für das Stage-Ensemble, irgendwie…