HAPPY BURNOUT

HAPPY BURNOUT – witzige Komödie, ernstes Thema

Ein Abend ganz in GELB! Einmal, weil das neue Filmplakat zur Werbung des Filmes in dieser Hintergrundfarbe gehalten ist und zum anderen, weil der BVB genau zur Hamburgpremiere des Streifens HAPPY BURNOUT ebenso eine gehörige Rolle spielte. Aber mehr in meiner echt witzigen Ausführung…

Wotan Wilke Möhring gibt die Hauptrolle in dem von der Filmförderung bezahlten Komödie und er war offiziell der Einzige, der mit Ansage sein Handy während der laufenden Premiere im Hamburger CinemaxX anlassen durfte. Warum? Er ist einer der größten Fans des BVB-Fußballclubs und hätte eigentlich im Stadion oder vor der Glotze sitzen müssen. Nach der Vorführung stand´s gerade 2:1 für die „Bauern“, wie er die Bayern doch nannte. Aber dann überschlugen sich zwei Mal die Schreie des Schauspielers, der vom Cellfone gar nicht mehr wegzubekommen war, auf dem Weg zur und später dann auf der After Show-Party. Ich zu ihm: „Wie viel stehts denn?“ Er zu mir: „2:2!“ Gleich danach folgte der Siegtreffer…

Möhrings Schrei auf dem Roten Teppich vor der Hamburg-Premere seines Films hat geholfen, der BVB ist im Pokal-Finale!

Möhrings Schrei auf dem Roten Teppich vor der Hamburg-Premiere seines Films hat geholfen, der BVB ist im Pokal-Finale!

Aber zurück zum Film. Wotan zum NDR:“Es ist echt gar nicht so einfach, so ein ernstes Thema in eine Art Komik zu verpacken. Und es ist schon echt krass, wenn ein Manager nur 4 Stunden am Tag schläft und das reichen soll, wenn Koks mit ins Spiel kommt.“ Wo das enden kann, sehen wir hier ja eindrucksvoll. Aber das ist ja im Filmleben, mit dem neuen Druck, mit immer weniger Drehtagen auskommen zu müssen, ganz ähnlich, richtig? Wotan: „Naja, ich würde nicht sagen ´ähnlich`. Aber es ist schon so, dass wir auf die Zuschauer angewiesen sind, die uns mögen müssen, egal, wie lange ein Streifen in der Produktion liegt…“

Anke Engelke miemt eine Psychologin in einer Klinik-Villa, in der der alkoholisierte Punk irgendwann einmal eingewiesen wurde, weil er sein Leben lang auf Hartz IV pumpt und sich beim Jobcenter Lügengeschichten ausdenkt, warum er so lebt, wie er lebt. Aber irgendwann zieht das nicht mehr und erste Konsequenzen zieht das Ganze nachsich…

Im Zentrum von Erkaus hochkarätigem Schauspieler-Ensemble steht Wotan Wilke Möhring als Alt-Punk Fussel, an seiner Seite spielen u.a. Anke Engelke (Frau Müller muss weg), Michael Wittenborn (Toni Erdmann, Wir sind die Neuen), Kostja Ullmann (Groupies bleiben nicht zum Frühstück), Julia Koschitz (Hin und Weg), Torben Liebrecht (Duell der Brüder), Ulrike Krumbiegel (Bloch) und Victoria Trauttmansdorff (Ein Tick anders).
Das Drehbuch zu HAPPY BURNOUT stammt von Gernot Gricksch (Das Leben ist nichts für Feiglinge), für die Kamera ist Ngo The Chau verantwortlich (Das Leben ist nichts für Feiglinge, Stereo).

Die Geschichte: Alt-Punk Fussel (Wotan Wilke Möhring) ist Frauenheld, Lebenskünstler und Systemverweigerer aus Überzeugung. Arbeit? Nicht mit ihm. Er lässt es lieber ruhig angehen, hat immer einen Spruch parat und wickelt mit seinem jungenhaft-sympathischen Charme die Bekanntschaft vom Supermarkt genauso um den Finger wie Frau Linde (Victoria Trauttmansdorff), seine Sachbearbeiterin im Arbeitsamt. Sie ist ihm verfallen und unterstützt seine Zurückhaltung bei der Arbeitssuche – bis eine interne Prüfung sie zwingt, aktiv zu werden. Zu einem Job lässt Fussel sich nicht überreden, daher vermittelt sie ihm etwas anderes: ein Arbeitsunfähigkeits-Attest, Diagnose Burnout, samt Therapie in einer stationären Klinik. So findet sich Chaot Fussel plötzlich zwischen echten Burnout-Patienten wieder, den Gestrandeten einer Gesellschaft im Effizienzwahn. Mit seiner unorthodoxen Art mischt er den Klinikalltag mitsamt den Therapeuten und Psychologin (Anke Engelke) gehörig auf – bringt aber auch frischen Wind in den Laden. Und den können seine neuen Mitbewohner – der lebensmüde Sonnenstudiobesitzer Günther (Michael Wittenborn), der cholerische Kinder-Entertainer Datty (Kostja Ullmann), die überforderte Hausfrau und Mutter Merle (Julia Koschitz) und Geschäftsmann Anatol (Torben Liebrecht) – auch mehr als gebrauchen. Doch je besser er sie kennen lernt, desto mehr beginnt selbst Fussel, über sich nachzudenken. Bis irgendwann gar nicht mehr so klar ist, wer hier eigentlich wen therapiert, wer tatsächlich Hilfe braucht und worum es am Ende des Tages wirklich geht. In der Therapie. Und im echten Leben.

Sehenswerte Psychokomödie mit Witz und Ernsthaftigkeit. „Teilt das auf allen Kanälen, wir sind ein kleiner Film…!“
Wotan Wilke Möhring.